Flusslandschaft 1996

Rechtsextremismus

Rechtsextremismus wird gängig als Ideologie der Ewiggestrigen angesehen. Die rechtsextremen Bewegungen basieren aber nicht zuletzt auf zeitgemäßen Diskursen. Manfred Brunner, ehemals FDP, jetzt Bund freier Bürger, lädt für den 15. Februar Prof. Ernst Nolte, der 1986 den so genannten Historikerstreit auslöste, ein, in einer nicht öffentlichen Veranstaltung im Hotel Eden-Wolf am Münchner Hauptbahnhof zu sprechen. Für Nolte erscheint der Nationalsozialismus als Reaktion auf den Sieg des Bolschewismus in Russland, den II. Weltkrieg bezeichnet er als Einigungskrieg Europas unter deutscher Führung. Vor dem Hotel findet eine antifaschistische Kundgebung statt, die darauf hinweist, dass Asylbewerberheime deshalb brennen, weil bürgerlich-konservative Theoretiker Rassismus und Chauvinismus relativieren.1

Am 18. Juli findet das Gründungsfest der Antifaschistischen Aktion München im Café Marat im Tröpferlbad in der Thalkirchner Straße 114 statt.

Für den 26. Oktober laden die Jungen Nationaldemokraten (JN) zu einer „organisationsübergreifenden Veranstaltung“ unter dem Motto „Deutschland lebt“ in den Wappensaal des Hofbräuhauses ein. Nach Protesten kündigt der Wirt des Hofbräuhauses den Mietvertrag. Antifas demonstrieren trotzdem am Platzl und bemerken, wie angereiste Rechtsextremisten dort auf den neuen Veranstaltungsort Bayerischer Herold in der Lindwurmstraße 37 „umgeleitet“ werden. Darauf begeben sich etwa achtzig Antifas ebenfalls in die Lindwurmstraße, treffen dort aber auf etwa hundertfünfzig Beamte des USK. Zwei Antifas werden festgenommen, bei ihnen kommt es auch noch zu einer Hausdurchsuchung.2


1 Vgl. Münchner Lokalberichte 5 vom 29. Februar 1996, 1 f.

2 Vgl. Münchner Lokalberichte 23 vom 7. November 1996, 4 f.