Materialien 1988

Ereignisse am Donnerstag Abend

Bereits ab 17 Uhr war der Veranstaltungsort durch ein starkes Polizeiaufgebot hermetisch abgeriegelt. Um ca. 18.30 Uhr kamen die ersten VeranstaltungsbesucherInnen, deren Personalien von der Polizei festgestellt wurden. Nach eingehender Kontrolle durften die ersten in die Gaststätte des Bürgersaals, die neben dem Veranstaltungsort liegt. Als diejenigen, die sich von dieser Provokation der Polizei nicht abschrecken ließen, den Versammlungsort zu besuchen, immer mehr wurden, unterband die Polizei willkürlich den Zutritt zur Gaststätte und erließ nach Feststellung der Personalien einen Platzverweis. Bei Weigerung erfolgte die vorläufige Festnahme.

Dies alles ereignete sich vor dem Verbot der Veranstaltung durch die Regierung von Oberbayern, während der positive Bescheid des KVR vorlag.

Um ca. 19 Uhr erreichte uns dann das Verbot durch die Regierung von Oberbayern. Etwa um 20 Uhr zog sich die Polizei überraschend zurück. Da war klar, dass unser Einspruch beim Verwaltungsgericht Erfolg hatte. Daraufhin trafen die in der Nähe wartenden ca. 50 BesucherInnen wieder ein.

Trotz Intervention der beiden anwesenden Beamten vom KVR weigerte sich der Wirt jedoch, den Bürgersaal zu öffnen. Er war u.a. schon am Vortag von der Polizei so eingeschüchtert worden, dass er für sich persönliche Risiken fürchtete. Zu diesen Zeitpunkt übernahm das USK – Gauweilers Spezialtruppe – den alleinigen Einsatz an diesem Abend.

Der Versuch, auf ein anderes Lokal auszuweichen, war zuerst erfolgreich. Die telefonische Intervention der Polizei sowie das massive Auftreten des USK-Trupps vor dem Ersatz-Veranstaltungsort verunsicherte den Wirt derart, dass er seine Genehmigung zurückzog – trotz der Anwesenheit zweier KVR-Beamter.

Deshalb beendeten wir die Veranstaltung nach 5 Minuten. Etwa 25 Leute wanderten zur Postwiese, um endlich – viertel nach neun – in Ruhe ein Bier zu trinken. Doch nicht einmal das war an diesem Abend möglich. Nach ca. 15 Minuten umzingelte uns das USK. Der Einsatzleiter erklärte, dass er hiermit eine Kontrollsteile errichtet habe. Alle Anwesenden wurden ausgiebig gefilmt und fotografiert. Unsere Personalien wurden ein zweites Mal festgestellt und alle Gespräche mitgeschnitten. Den eingesetzten Beamten war deutlich anzumerken, dass sie auf eine Gegenwehr unsererseits hofften, um endlich einmal ihre eingeübten Schlägerpraktiken unter Beweis zu stellen. Damit war der Abend endgültig gelaufen.

Archiv Reader 2 vom Mai/Juni 1988, 40 f.