Flusslandschaft 1991

Umwelt

1
Am 16. Februar findet eine Demonstration für „Das bessere Müllkonzept“ statt. Die Abstimmung findet am 17. Februar 1991 statt. Der Volksentscheid geht verloren. In München stimmen zwar 62 Prozent für „Das bessere Müllkonzept“, baiernweit sind nur 43 Prozent dafür.

Autogeher Michael Hartmann beginnt mit Carwalking-Seminaren. Am 27. April spricht er in Kon-
stanz; in den folgenden Jahren in weiteren Städten. Am 15. Mai sind es schon zwölf Menschen, die von der Hohenzollernstraße aus ausgerüstet mit Transparent und Tafeln die Leopoldstraße auf drei Fahrspuren Richtung Süden etwa 15 bis 20 Minuten gehen. „Dass uns keine Polizei in die Quere kam, hatte alle verwundert, doch wussten wir auch, dass dieses noch früh genug kommen würde …“ Am 29. Mai gehen vier Menschen auf der gesamten Fahrbahnbreite der Theresienstraße Rich-
tung Westen. Auf dem 6 × 1,5 m großen Transparent heißt es: „Herr Kronawitter, wir wollen keine privaten Autos mehr in unserer grünen Stadt: Nur noch Krankenwagen, Behindertendienst und Lieferwagen und ähnliches. MVV billiger, öfter und die ganze Nacht. Oder: Ozonbunker für Kinder und Alte“ (Das Urteil vom 3. Juni 1992 lautet 60 Tagessätze à 20 Mark.) „… Eine Woche darauf trafen wir uns am Sendlingertor-Platz. Von hier aus wollten wir auf der vierspurigen Sonnenstraße spazieren gehen. Wie staunten wir, als sich gut 20 Menschen aufmachten, uns sieben Hauptaktio-
nistInnen zu begleiten …“ Roland Schraut filmt, wie Hartmann mit seiner Gruppe am 19. Juni etwa 500 Meter auf der Tegernseer Landstraße spazieren. In der anschließend verfassten Presseerklä-
rung heißt es u.a.: „Wir fordern alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt auf, sich gegen den vom Automobil verursachten ‚Verkehrsterror’ zur Wehr zu setzen. Wir sind uns bewusst, dass wir mit unseren Protestmärschen den legalen Rahmen überschreiten und sind bereit, die daraus resultie-
renden Konsequenzen zu tragen. Denn wenn die Verantwortlichen in unserem Staat es auf so ekla-
tante Weise versäumen, die notwendigen Schritte zum Schutz der Gesundheit ihrer Bürger und der Umwelt einzuleiten, wird Widerstand zur Pflicht!“2

Die viel befahrene Rosenheimer Straße in Haidhausen kann oft nur nach weiten Umwegen ver-
kehrssicher überquert werden. Das Aktionsforum Stadtverkehr führt am 3. Mai eine mehrstündige Aktion durch. Es verlegt vor der Commerzbank mit weißen zugeschnittenen Tüchern einen imagi-
nären Fußgängerüberweg. Das Aktionsforum fordert außerdem den Rückbau der Fahrbahn zugun-
sten von Radwegen und Baumpflanzungen.

Vor der mit Durchgängen durchbrochenen Verbindungsmauer zwischen den beiden östlichen Tür-
men des Isartors befindet sich ein Gerüst. Hier führen am 26. Mai vierzig Aktivistinnen und Akti-
visten von Greenpeace eine unangemeldete Aktion durch. Sie befestigen ein unübersehbares Transparent mit der Aufschrift „Autos raus aus der Stadt – Greenpeace“.

„BMW-Reklame von Umweltamt gerügt – Das Umweltbundesamt warnt die Verbraucher vor irre-
führender Werbung mit der vermeintlichen Umweltfreundlichkeit von Produkten. Als ein Beispiel von ,offenkundigem Missbrauch’ wurde der Münchner Autokonzern BMW genannt, der in einer Reklameanzeige den Eindruck erweckt habe, seine Kat-Autos hätten mit Sommersmog und Stick-
oxiden nichts zu tun. Heinrich von Lersner, Präsident des Umweltbundesamtes schloss staatliche Schritte gegen solch missbräuchliche Reklame nicht aus.“3

Der deutsche PKW-Verkehr verbraucht jährlich 55 Milliarden Liter Benzin und Diesel. Die entste-
henden Abgase enthalten 160 verschiedene Giftstoffe. „Widerstand gegen die Blechlawine“, dieses Motto des Aktionsforums Stadtverkehr dient als Hintergrund der Kundgebung „Autos raus und Leben rein in die Stadt“ mit Straßenfest und anschließender Radldemo am 26. Oktober am Sta-
chus.

Das Umweltinstitut München veröffentlicht „Trinkwasser im Landkreis Fürstenfeldbruck“.4

(zuletzt geändert am 20.4.2019)


1 Foto: Cornelia Blomeyer (www.cornelia-blomeyer.de)

2 Michael Hartmann, Der Autogeher. AutoBiographie eines AutoGegners. März 1988 bis Juli 1997, München 1997, 42 ff.

3 Metall. Zeitung der Industriegewerkschaft Metall 15 vom 26. Juli 1991, 7.

4 Siehe www.umweltinstitut.org.

Überraschung

Jahr: 1991
Bereich: Umwelt

Schlagwörter