Flusslandschaft 1994

Schwule/Lesben

Am 30. März unterschreibt der Trägerverein des Sub, SchwuKK e.V., den Mietvertrag für ein neues Zentrum in der Müllerstraße 43. Die Stadt hatte die Räume in der Müllerstraße 38 gekündigt.

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Am 15. April findet im Schwabinger Bräu, Leopoldstraße 82, eine Informationsveranstaltung mit anschließendem Frauenfest statt.

Der Bundestag entscheidet sich mit dem 29. Strafrechtsänderungsgesetz vom 31. Mai, den § 175 StGB aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. Das absolute Schutzalter für sexuelle Handlungen wie beispielsweise Geschlechtsverkehr mit Jugendlichen wird einheitlich auf 14 Jahre festgelegt.

Die Parade des Christopher-Street-Day (CSD) beginnt am 4. Juni um 12.30 Uhr auf dem Odeons-
platz.

Am 12. Juni finden die Stadtratswahlen statt. WählerInnen müssen sich entscheiden zwischen einem modernen toleranten weltoffenen Klima und einer dumpf reaktionären „Mir san mir“-Ein-
stellung. Christian Ude gewinnt nicht zuletzt Dank der Unterstützung der schwul-lesbischen Ge-
meinde. 1995 übernimmt OB Ude daher die Schirmherrschaft über den CSD.

München ist im Sommer 1994 die Stadt in Deutschland, in der die häufigsten Übergriffe gegen Schwule stattfinden. Die Polizei weigerte sich bis jetzt nicht nur, mit dem schwulen Anti-Gewalt-Projekt (AGP) zusammenzuarbeiten, sie veranstaltet rüde Razzien an schwulen Treffpunkten, so dass sich Opfer antischwuler Gewalt Angst davor haben, sich an die Polizei zu wenden. Sexuelle Handlungen und Anmache gelten auf Klappen als Hausfriedensbruch. Zivil gekleidete Polizisten passen potentielle oder reale „Täter“ ab, um sie dann wegen Hausfriedensbruchs anzuzeigen. Ab Herbst beginnen Gespräche zwischen dem AGP und der Münchner Polizei. Am Ende des Jahres werden dem AGP 93 antischwule Gewalttaten gegen mehr als 220 Personen und vier Einrichtun-
gen gemeldet (39 mehr als 1993). Die Dunkelziffer ist wesentlich höher.


1 Spinnboden. Archiv zur Entdeckung und Bewahrung von Frauenliebe e.V., 10115 Berlin