Flusslandschaft 1997

Militanz

Im Juni läuft im Fernsehen Heinrich Breloers „Todesspiel“, das den „Deutschen Herbst 1977“
zu seinem 20jährigen Jubiläum thematisiert. Das Feuilleton ist begeistert, die Kritik jubelt. Für Akteurinnen und Akteure, Betroffene und Aktivisten dieser Tage erscheint das „Todesspiel“ wie
ein von einem unbeteiligten und zugleich des politischen Denkens unfähigen „Insektenforscher“ gespiegeltes Zerrbild der Vergangenheit, das Sensationskitzel, pornographische Bedürfnisse und staatspolitisch wertvolle Denkfiguren bedient. Schon die Römer meinten: „De mortuis nil nisi bene.“ Anders und zeitgemäß gesagt: Es ist ehrlos, auf die, die schon am Boden liegen, einzu-
schlagen. Ganz offenbar verletzt das Bürgertum hier seine von ihm selbst aufgestellten Regeln.1


1 Vgl. Ulrich Kriest: „Bilder aus ‚bleiernen Jahren’“ in Petra Kraus/Natalie Lettenewitsch/Ursula Saeckel/Brigitte Bruns/Matthias Mersch (Hg.), Deutschland im Herbst. Terrorismus im Film, München 1997, 22 ff.

Überraschung

Jahr: 1997
Bereich: Militanz