Flusslandschaft 1999

Atomkraft

Im Januar richten die Bürger gegen Atomreaktor Garching e.V. eine Petition an den Deutschen Bundestag: „Ich fordere den Bundestag dazu auf, das Atomgesetz dahingehend zu novellieren, dass der Einsatz von HEU (Highly Enriched Uranium) in jedweder chemischer Zusammensetzung bzw. Kombination in neuen oder in Bau befindlichen Reaktoren verboten wird und dass bestehende Reaktoren, in denen HEU bereits eingesetzt wird, auf LEU (Low Enriched Uranium) umzurüsten sind.“1

Vom 18. bis 20. Januar findet die Erörterung zum Wasserrechtsverfahren beim Atomforschungsre-
aktor FRM II im Bürgerhaus Garching statt. 4.500 Menschen haben Einwendungen erhoben.

Am 7. März findet in Garching ein Bürgerentscheid über den FRM II statt. Eine knappe Mehrheit der GarchingerInnen entscheidet sich gegen den FRM II. Der Bürgermeister meint, da sechzig Prozent der Garchinger der Wahl fern geblieben seien, hätten die Garchinger andere Probleme. Wissenschaftsminister Hans Zehetmair befürwortet eine forcierte Öffentlichkeitsarbeit für den Reaktor. Er meint lässig, „das Bürgervotum habe keinerlei Auswirkung auf den Weiterbau der Neutronenquelle. Es habe lediglich den Garchinger Stadtrat dazu verpflichtet, einen Bebauungs-
plan aufzustellen.“2 Klar ist: Es wird weiter gebaut.

18. April: Grenzüberschreitender Aktionstag für die Stillegung aller Atomanlagen, Unterstützung der Aktion durch Schreiben und Transparent.

21. Juni: Die Garchinger Bürgerinitiative fordert erneut den Baustopp des neuen Atomforschungs-
reaktors FRM II.

10. Juli: 10 Jahre Ende der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf, Einladung der Garchinger Bürgerinitiative zu dieser Veranstaltung in Schwandorf; Rede der Garchinger auf der Kundgebung.

Das Umweltinstitut München veröffentlicht „FRM – Die außenpolitische Bedeutung des neuen Forschungsreaktors“, „Lungenkrebs und Radonbelastung in Bayern“ und „Krebsraten und Säug-
lingssterblichkeit in Gegenden Bayerns mit geologisch bedingter erhöhter Hintergrundstrahlung“. Eine Auswertung des Instituts ergibt, dass die Kinderkrebs- und Leukämierate bei Kindern in den Landkreisen um die drei bayrischen AKW signifikant gegenüber dem bayrischen Durchschnitt er-
höht sind.3

9. November: Die bayrische Staatsregierung „übersieht“ die von 6.885 Einzelpersonen unter-
zeichnete Petition gegen den im Bau befindlichen Atomforschungsreaktor FRM II.

28. November: Einspruch gegen die Änderung der Nachtflugregelung. Unterstützung der Unter-
schriftenaktion der Bürgerinitiative Fluglärm Hallbergmoos-Goldach, denn der Reaktor wird überflogen und ein mehr an Flügen erhöht das Absturzrisiko.

(zuletzt geändert am 20.4.2019)


1 www.frm2.de

2 Süddeutsche Zeitung 56 vom 9. März 1999; vgl. „Des Bürgers Wille ist der Politik Wurscht“ In: Haidhauser Nachrichten 4 vom April 1999, 1 ff.

3 Siehe www.umweltinstitut.org.