Materialien 1975

Uher-Berater Nagl ein …*

Schlimm genug, daß man auf solch’ einen Schmierenkomödianten noch einmal eingehen muß. Natürlich ist unser Sanierungsberater Nagl ein Wolf im Schafspelz. Mit wem wir es zu tun haben, geht aus einem Brief hervor, der unlängst bekannt wurde. Bekanntlich werden die Betriebsratslis-
ten im Betrieb aufgestellt und bekanntlich kämpfen die Gewerkschafter für eine gewerkschaftliche Einheitsliste. Wir Kommunisten treten prinzipiell für die gewerkschaftliche Einheitsliste ein. Der sogenannte Volksvertreter Nagl löst die Probleme auf seine Weise. Er sucht Betriebsräte sozusagen per Annonce.

Was steckt dahinter, wenn Herr Nagl in seinem Brief schreibt, daß man sich an ihn wenden solle, wenn man Betriebsrat werden möchte, auch wenn man nicht Mitglied der IG Metall ist? Was steckt hinter diesem Satz?

Herr Nagl kann es möglich machen, daß jemand in einem Metallbetrieb als Betriebsrat kandidie-
ren kann. Mit anderen Worten: Herr Nagl muß die Möglichkeit haben, das mit der jeweiligen Ge-
schäftsführung abzusprechen. Denn wenn jemand für den Betriebsrat kandidieren will, braucht er sich bekanntlich nicht an Herrn Nagl wenden, sondern wird von den Kollegen im Betrieb aufge-
stellt oder bewirbt sich im Betrieb um einen Listenplatz. Also geht es doch im Prinzip um solche Leute, die sich gegen die Gewerkschaft stellen und zur Durchsetzung der Unternehmerinteressen Betriebsrat werden sollen.

Auf solche Mitmenschen wie Stadtrat Nagl müssen wir gut aufpassen. Das sind die kleinen Gau-
ner, die die Dreckarbeit für die Unternehmer machen. Es sind Leute des Mittelmaßes, die sich durch besondere Untertänigkeit und Willfährigkeit bei den Unternehmern anbiedern. Es sind die kleinen Nichts, die auf Stelzen gehen, weil sie meinen, dadurch größer zu erscheinen. Aber sie sind nicht ungefährlich. Sollte Herr Nagl noch einmal in seiner Funktion als Berater auf eine Betriebs-
versammlung kommen …

Kollegen, Hände sind nicht nur zum Arbeiten da. Durch zwei Finger einer Hand kann man auch pfeifen.

Gewerkschaftsfeinde

Der Bezirksverband München der CSU hat am 18. Februar 1975 eine Einladung zu einer „internen Sitzung“ verschickt. Unter dieser Einladung hängt ein Zusatz der Bezirksgeschäftsstelle (auch der Kursivdruck befindet sich im Original) mit folgendem Wortlaut:

BETRIEBSRATSMANDAT 1975:

Der AK (Arbeitskreis) DGB-Kollegen in der CSU BIETET ernsthaften Interessenten die Möglich-
keit, in den Betriebsrat zu kommen.

ANMELDUNG (auch für Personen OHNE Gewerkschaftszugehörigkeit) mit Anschrift privat und Betrieb an: STADTRAT ROBERT NAGL, 8 München 71, Züricher Straße 168.“

So bereitet die CSU die Betriebsratswahlen vor! Welche Möglichkeiten kann ein Stadtrat Nagl bieten, damit Leute – „auch ohne Gewerkschaftszugehörigkeit“ – in den Betriebsrat kommen? Natürlich nicht auf der gewerkschaftlichen Einheits-Liste! Natürlich nicht durch eine demokra-
tische Wahl der Kollegen! Und natürlich gegen die Interessen der Arbeiter und Angestellten und ihrer Einheitsgewerkschaften! Das ist die Politik der Feinde der Arbeiter und Angestellten!


Uher. Information der DKP vom April 1975, 4.