Flusslandschaft 1999
Medien
Bei Bayern Alpha beschreibt Bernhard Wember, was sich seit Einführung privater, kommerzieller Fernsehsender geändert hat: „… Das eine Problem liegt im Quotenautismus, wie ich das immer nenne. Ich meine, diese besinnungslose Orientierung an Einschaltquoten ist für die öffentlich-rechtlich engagierten Leute immer ein enormes Problem, wobei ich durchaus für Leistungskontrol-
le bin. Weil aber durch die kommerziellen Sender der Anspruch auf ein ganz miserables Niveau ge-
bracht worden ist, haben die öffentlich-rechtlichen Anstalten mit Blick auf die Quoten leider nach-
gezogen. Ich sehe diesen Konflikt, aber das ist nur eine Wurzel des Elends. Die zweite Wurzel, und die macht mir sehr viel mehr Sorge, besteht darin: Um solche Klarheit transportieren zu können, muss ich mich als Autor, als Redakteur oder als Abteilungsleiter auch zu dieser Klarheit bekennen. In manchen Bereichen sehe ich aber bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten mit Schrecken eine gewisse Form von pragmatischem Opportunismus, wie ich das einmal ganz vorsichtig ausdrücken will: Man will auf der Karriereleiter keinen Schaden nehmen und verpackt dann die Fragen doch etwas vorsichtiger, etwas behutsamer, etwas sanfter. Das scheint mir für einen effektiven Aufklä-
rungsprozess Gift zu sein. Deshalb habe ich versucht, eine Lanze für die Zivilcourage in den öffent-
lich-rechtlichen Medien zu brechen: Es soll eben kein medialer Opportunismus mit Blick auf die Quote herrschen, sondern man sollte sich wirklich trauen, die Sachen beim Namen zu nennen. Wenn man das macht, haben die Leute auch sofort die Augen und Ohren offen, um das mitzube-
kommen. Nur auf die Sprechblasen und den Verlautbarungsjournalismus haben die Leute keine Lust mehr …“1
1 Professor Bernward Wember, Medienkritiker, im Gespräch mit Dr. Ludwig Maaßen, Sendung vom 22. März 1999 im α-forum.
2 Abendzeitung vom 30. November 1999.