Materialien 1978

Schwere Gesundheitsschäden festgestellt

In unmittelbarer Nähe der atomaren Forschungsreaktoren Garching und Neuherberg im Kreis Freising nördlich von München wurden radioaktive Strontium-Einlagerungen in Zähnen von Kindern, radioaktives Cäsium in Pilzen und radioaktives Krypton in den Badeseen gefunden. Ferner wurde ein rätselhaftes Ansteigen der Todesfälle von Kindern in Folge von Bluterkrankun-
gen beobachtet. Die bayrischen Behörden versuchen, diese ärztlichen Feststellungen herunterzu-
spielen. Die offiziellen Meßergebnisse wurden bislang geheimgehalten.

Die Öffentlichkeit wurde von dem Zahnarzt Dr. med. dent. Hermann Korff alarmiert, dessen Zahn-
arztpraxis in Eching in unmittelbarer Nähe der beiden Forschungsreaktoren liegt. Ihm war aufge-
fallen, daß vor allem bei Südwind zahlreiche Kinder seine Praxis wegen Zahnfleischerkrankungen aufsuchten. Er beobachtete, daß stets bei Südwind der radioaktive Abfall der Reaktoren verladen wurde, so daß die Meßstationen in München die radioaktive Wolke nicht erfassen konnten.

Dr. Korff fand daraufhin in den aus kieferorthopädischen Gründen gezogenen Kinderzähnen radio-
aktives Strontium, das den dreifachen Normalwert erreichte. In den Pilzen, die in der Umgebung der Forschungsreaktoren gefunden wurden, fand man radioaktives Cäsium in einer Menge, die bei Genuß durch Schwangere bereits zu Fehlgeburten führen würde.

In einem Gespräch mit Bonner UZ-Korrespondenten erklärte der Zahnarzt: ,,Ich nehme diese Er-
eignisse außerordentlich ernst. Ich habe für meine Familie und mich bereits die Konsequenzen gezogen und bin aus dem verseuchten Gebiet weggezogen. Eine Reihe von Physikerfamilien haben inzwischen das gleiche getan.“ Korf betonte noch einmal, daß er seine wissenschaftlichen Erkennt-
nisse auch den bayrischen Behörden, unter anderem dem Landratsamt zur Verfügung gestellt ha-
be, von ihnen aber zur Geheimhaltung verpflichtet worden sei.

Haidhausen aktuell. Wohngebietszeitung der Deutschen Kommunistischen Partei vom September 1978, 5.