Flusslandschaft 2001
Frieden/Abrüstung
Unter dem Motto „Friedenspolitik statt Kriegspolitik“ findet auch in diesem Jahr wieder ein Münchner Ostermarsch statt. Das veranstaltende Münchner Friedensbündnis sowie viele Unter-
zeichnerInnen des Aufrufs, u.a. die DKP München, kritisieren die „Bundeswehrreform“ als Her-
stellung der Angriffsfähigkeit in aller Welt. „Das sind Kriegsvorbereitungen“, gegen die sich der diesjährige Ostermarsch richtet. Denn: „Friedliches Zusammenleben in der Welt ist nur durch Verhandlungen und gerechten Ausgleich der Interessen und Lebensbedingungen möglich.“ Programm: Ostersamstag, 14. April, Ökumenischer Gottesdienst in der Asamkirche (10 Uhr); um 11 Uhr Auftaktkundgebung am Sendlinger Tor, 11.45 Uhr Demonstration zum Marienplatz; 12.30 Uhr Abschlusskundgebung mit Eckart Spoo, Hrg. der Zeitschrift Ossietzky. Grußworte: DGB-Kreisvorsitzender Helmut Schmid und Siegfried Benker, Stadtratsfraktions-Vorsitzender Bündnis 90/Die Grünen/Rosa Liste. Musik: Bazar Dilo, 11 bis 15 Uhr: Infomarkt auf dem Marienplatz; Montag, 16. April, 10.30 Uhr: Ostermarsch draußen, Treffpunkt: S1/U2 Feldmoching. – Der Ostermarsch beginnt am Sendlinger-Tor-Platz. Straßentheater mit Uniformen veranlasst die Polizei zum Einschreiten. Die Versammlungsleitung protestiert. Andreas Manuth kommt nicht mehr dazu, seine Rede zu halten.1
12. Mai: „Mein Geld für Rüstung, Militär und Kriege?“
Antikriegstag am 1. September um 16 Uhr im Gewerkschaftshaus: „Wenn die Oberen vom Frieden reden, weiß das gemeine Volk, daß es Krieg gibt“ (B. Brecht) Es sprechen DGB-Kreisvorsitzender Helmut Schmid und Marion Lehmicke vom Münchner Friedensbündnis. Es spielen der Gewerk-
schaftschor Quergesang, der Rote Wecker und das Hans-Eisler-Orchester.
22. September: Kundgebung „Nein zum Krieg! Stoppt die Spirale von Terror, Krieg und Rassis-
mus!“ um 16 Uhr auf dem Stachus, anschließend Demonstration zum Marienplatz, dort Abschluß-
kundgebung um 18 Uhr; Veranstalter: Münchner Friedensbündnis, Münchner Bündnis gegen Rassismus, AK Internationalismus des AStA der Uni München
Handicap International veranstaltet am 3. Oktober von 12 bis 17 Uhr auf dem Marienplatz einen Aktionstag gegen Landminen mit einer Schuhpyramide und einem Infobus.
13. Oktober, 13 Uhr, auf dem Odeonsplatz: „Die Gewaltspirale zurückdrehen – gegen die Militari-
sierung des Weltraums“. Es sprechen John Otranto-Semler vom Munich American Peace Com-
mittee und Wolfgang Schlupp-Hauck vom Globalen Netzwerk gegen Weltraumrüstung.2
14. November auf dem Stachus: Protestkundgebung und Demo gegen die Aufrüstung Europas.
»Die Vorhut des HeeresSchlachtenmalerKommandos SÜD/I steht: Kampfanzüge, Feldstaffeleien und Paletten sind gepackt. Freiwillig haben sich Künstler um den Münchner Maler Wolfram Kast-
ner bereit erklärt, mit Bundeskanzler Gerhard Schröder in den Krieg in Afghanistan zu ziehen, um ihn vor dem Hintergrund siegreicher Schlachten in Öl zu verewigen (vgl. Bild rechts).„Die Bildbe-
richterstattung über unmittelbare Kampfhandlungen empfinden wir bisher als unbefriedigend und zu wenig heroisch“, erklärte Kastner dazu der taz. „Schröder nimmt die leider lange unterbrochene Tradition wieder auf, deutsche Soldaten zu friedenswahrenden Maßnahmen in den Krieg zu schik-
ken, da wollen wir ihm natürlich in nichts nachstehen und an die lange verschüttete deutsche Schlachtenmalerei anknüpfen.“ Bei einer ersten Rekrutierungsaktion (vgl. Bild links) hatten sich 21 Freiwillige zwischen 17 und 72 Jahren in München „als Künstler zur Begleitung der kämpfenden Truppen“ zur Stelle gemeldet. Zur weiteren Unterstützung des Kriegskanzlers ist weiterhin die Ausgabe von Bundeskriegsanleihen vor dem Reichstag geplant: Wer die nötigen 100 Mark nicht bar dabei hat, kann auch Schmuck geben, nach dem Motto „Mein Gold gab ich für Eisen . . .“«4
Samstag, 24. November um 13 Uhr auf dem Orleansplatz: Kundgebung mit Luftballons und Musik: Jugend für Frieden.
„Die vorgesehenen 73 neuen Militär-Transportflugzeuge A400M werden die Bundesregierung ins-
gesamt etwa 16,8 Milliarden Mark kosten. Wie aus Regierungskreisen verlautete, wurde mit der Industrie für den Nachfolger der über 30 Jahre alten Transall-Maschinen ein Stückpreis für Deutschland von 230 Millionen Mark ausgehandelt. Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) unterzeichnete am Dienstagabend in Brüssel mit seinen Kollegen aus sieben Ländern eine Vereinbarung über die Bestellung der Maschinen. Scharping sagte, der Auftrag entspreche den Anforderungen innerhalb der Nato und der EU.“5
Mit Ausfuhren im Wert von fünf Milliarden Dollar steht Deutschland weltweit hinter den USA, Großbritannien, Frankreich und Russland an fünfter Stelle als Waffenexporteur. Freitags 18 – 19 Uhr (14. und 21. Dezember): Adventsfackelaktion der Schwabinger Friedensinitiative am Sieges-
tor: „Krieg ist immer Terror“.
(zuletzt geändert am 27.2.2024)
1 Siehe die Manuskripte der Reden von Andreas Manuth, Eckhard Spoo, Helmut Schmid und Siegfried Benker: https://muenchner-friedensbuendnis.de/aktuelles/oma2001_reden.html
3 Aufkleber-Sammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung
5 Süddeutsche Zeitung 292 vom 19. Dezember 2001, 8.