Flusslandschaft 2025

Alternative Szene

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Hartmut Wächtler stirbt am 23. Dezember 2025. Er fing 1965 das Jurastudium in Berlin an, wech-
selte dann nach München. Als er nach dem Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität das zweite Staatsexamen in der Tasche hatte, kam schon sein erster großer Fall, der als Vorläufer der Stammheim-Prozesse Aufsehen hervorrief: die Verteidigung seines Kommilitonen Rolf Pohle. Wächtler hatte ab da seinen Stempel als „Terroristenanwalt“ weg. Er arbeitete nach 1968 in der Rechtshilfe der Außerparlamentarischen Opposition mit, verteidigte u.a. BLATT-Mitarbeiter, Wackersdorfgegner, Wehrdienstverweigerer, Opfer des „Münchner Kessels“ und Teilnehmer an den Protesten gegen den G7-Gipfel in Elmau. Mehr als 40 Jahre übte er den Anwaltsberuf aus. Ihn auf die Rolle des Linkenanwalts zu reduzieren, würde ihm aber nicht gerecht. Seine Fachgebiete waren neben dem Allgemeinen Strafrecht und der Verteidigung der Bürgerrechte auch das Betäu-
bungsmittelrecht und das Wirtschafts- und Umweltrecht. Er engagierte sich darüber hinaus 30 Jahre lang als Vorstandsmitglied in der Initiative Bayerischer Strafverteidiger. Wer mehr wissen will, lese: Hartmut Wächtler, Widerspruch. Als Strafverteidiger in politischen Prozessen, Berlin 2018. Der Autor: „Justizgeschichte ist Kulturgeschichte. Ein Blick in die Gerichtssäle zeichnet oft ein schärferes Bild der Gesellschaft als es ein ganzer Zirkel angesehenster Soziologen zustande bringen kann. In diesem Buch schreibe ich über Menschen, die seit dem Ende der 60er Jahre bis heute mit der Justiz aneinandergerieten und zu ›Fällen‹ wurden, die ich vor Gericht ausgefochten habe.“


1 Hartmut Wächtler 1969. Wolfgang Bendler/Christine Dombrowsky/Andrea Behm (Hg.), Weltweit auf Ihrer Seite – Die Welt auf Deiner Seite. Dieses Buch erscheint am 13.11.1994 in einmaliger Auflage zum fünfzigsten Geburtstag von Rechts-
anwalt Hartmut Wächtler, München, unpag.

2 Hartmut Wächtler spricht am 3. Mai 2018 im „EineWelthaus“ über das Polizeiaufgabengesetz, das nichts anderes sei als Ausfluss von Angst und Kontrollwahn. Foto: Jessica di Rovereto

Überraschung

Jahr: 2025
Bereich: Alternative Szene