Flusslandschaft 2003

Bürgerrechte

Das Münchner Kreisverwaltungsreferat Wilfried Blume-Beyerle plant das Verbot der Leichenaus-
stellung „Körperwelten“ des Anatomen Gunther von Hagens. Der Ordnungschef wird daraufhin „mit einer Vielzahl überwiegend unfreundlicher Briefe und E-Mails überschüttet. ‘Das möchte ich mir als mündiger Bürger nicht von irgendwelchen Stadtoberen verbieten lassen’, regt sich bei-
spielsweise einer der Absender auf. Ein anderer schreibt, er sei so wütend, dass er gleich platzen werde: ‘Ich dachte, Deutschland ist ein demokratischer Staat, in dem jeder frei entscheiden kann, was er tun möchte.’ Eine Frau rügt die ‘Arroganz’, mit der das KVR mündigen Bürgern vorschrei-
ben wolle, was sie zu tun und zu lassen hätten: ‘Sie sollten sich schämen, auch noch unser Grund-
gesetz zu missbrauehen oder irgendwelche Bestattungsgesetze Ihrem bornierten Handeln anzu-
passen.’“1

Innenminister Beckstein kündigt Ende des Jahres den baldigen Einsatz einer „hochmodernen, funkgesteuerten, digitalen Videoüberwachungsanlage im Umfeld des Münchner Hauptbahnhofes“ an. Dagegen kommt es zu Protesten: „Big brother is watching you!“.

Die Ereignisse im Juli 2001 in Genua und bei der sogenannten „Sicherheitskonferenz“ Ende Janu-
ar/Anfang Februar 2002 motivieren viele Menschen in den folgenden Monaten, Mitglieder der Roten Hilfe zu werden.2


1 Süddeutsche Zeitung 28 vom 4. Februar 2003, 46.

2 Siehe „Gedächtnisprotokoll: ‚Menschenrechte’ in der ‚zivilisierten Welt’“ 2001 und „Rote Hilfe“.

Überraschung

Jahr: 2003
Bereich: Bürgerrechte