Flusslandschaft 2004
Atomkraft
Beim „Tschernobyltag“ im April demonstrieren die Mütter gegen Atomkraft und David gegen Goliath auf dem Marienplatz. Innerhalb von vier Stunden unterschreiben 160 Passanten die Forderung, alle Kernkraftwerke stillzulegen.
Mittwoch, 9. Juni, 9.00 Uhr: Die 1993 gegründete Bürgerinitiative Bürger gegen Atomraktor Garching e.V. protestiert gegen die feierliche Inbetriebsetzung des Forschungsreaktors FRM II durch Ministerpräsident Stoiber. Der FRM II ist eigentlich wegen massiver Probleme abgeschaltet. Trotzdem sprechen Stoiber und TU-Präsident Herrmann auf dem Festakt zur Inbetriebsetzung des FRM II. Friedrich Kardinal Wetter segnet die Anwesenden. Vor dem Festzelt demonstrieren Atom-
kraftgegnerInnen.1 Die Technische Universität München (TU) forscht hier mit hochangereicher-
tem Uran (HEU), einem waffenfähigen Material. Verwendung und Transport dieses Materials bietet für Staaten, aber auch für Gruppen und Einzelpersonen die Voraussetzung dafür, Atomwaf-
fen unterschiedlichster Größen herzustellen. Wer eine Welt ohne Atomwaffen will, trocknet die Kanäle des Schwarzmarkts aus, auf denen hochangereichertes Uran gehandelt wird, und beendet und verhindert seine Herstellung. In der Betriebsgenehmigung für den Neubau aus dem Jahr 2003 wurde festgelegt, dass die Anlage spätestens Ende 2010 auf mittel-angereichertes Uran umzurü-
sten sei. Im Juni 2009 erklärt die TU sowie das Bundesministerium für Bildung und Forschung, dass die Umrüstung nicht vor 2016 möglich sei. — Drei Mitglieder von Bürger gegen Atomreaktor Garching haben gegen die atomrechtliche Betriebserlaubnis für den FRM II geklagt. Der Reaktor sei gegen Terrorangriffe wie die vom 11. September 2001 in New York nicht ausreichend gesichert. Der bayrische Verwaltungsgerichtshof weist am 13. Oktober 2004 die Klagen ab; eine Revision ist nicht zugelassen.
1 Siehe www.frm2.de.