Flusslandschaft 2006

Religion

„Es ist ein guter Brauch, dass jeder Prozession das Kreuz vorangeht. So wissen wir vorher schon, wie es ausgeht.“1

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Papst Benedikt XVI. besuchte vom 9. bis zum 14. September seine bayrische Heimat und das Erz-
bistum München und Freising. Petra Perle fährt als Nonne verkleidet auf einem Fahrrad durch die Massen der Gläubigen in der Münchner Innenstadt. Auf dem Rad ist ein Schild befestigt mit der Aufschrift „Scheinheiliger Kuttenbrunzer“. Sie wird von der Polizei festgenommen. Wolfram Kast-
ner und Georg Ledig, beide verkleidet als Nuntius und Hitler, wandeln am 6. September durch die Stadt, um an das immer noch gültige Konkordat zwischen dem Vatikan und Deutschland zu erin-
nern.3

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Tuschezeichnung von Michael Wittmann

Der Papstevent wird phantastisch vermarktet. Sigi Zimmerschied: „Immer wenn die Einkommens-
erwartung gesunken isi, ist die Heilserwsrtung gestiegen. Die Sehnsucht nach metaphysischen Events ist groß. Der Papst ist wie eine Pop-Figur. In dem hilflosen Charme, den er verbreitet, er-
kennen sich die Leute wieder. Weil sie selbst so hilflos lächelnd vor der Wirklichkeit stehen – eine Symbiose, die man hochschaukeln kann. Das hat der Vatikan gut erkannt. Und jetzt muss der Papst halt touren.“5

2006 treten in München 3.772 Menschen aus der katholischen Kirche aus.

Siehe auch „Schwule/Lesben“.


1 Manfred Ach, Schlag, Wort! Ohrfeigen vom Mönch, München 2006, 2937.

2 tz 206/36 vom 7. September 2006, 4.

3 Siehe „Papst gsehng?“ von Assunta Tammelleo und „A bisserl Polizeistaat schad’t doch nix“ von Gerstenberg/Klinke/Ledig.

4 Privatsammlung

5 Süddeutsche Zeitung 206 vom 7. September 2006, 50.