Flusslandschaft 2007

Religion

Die Evangelische Kirche rechnet fur 2007 mit Kirchensteuereinnahmen von 3,85 Milliarden Euro, die Katholische Kirche nahm 2006 4,252 Milliarden ein. Kirchensteuerpflichtig sind alle abhängig Beschäftigten, es sei denn, sie sind aus der Kirche ausgetreten. Die Kirchensteuer beträgt in der Regel neun Prozent der Lohn- und Einkommenssteuer. Der Staat zieht das Geld ein und behält davon noch einmal etwa drei Prozent selbst.

Immer öfter beginnen Konfessionslose damit, das Tanzverbot an hohen christlichen Feiertagen in Frage zu stellen: Karfreitag, Karsamstag, Aschermittwoch, Gründonnerstag, Allerheiligen, der Hei-
lige Abend sowie die evangelischen Feiertage Ewigkeitssonntag und Buß- und Bettag. Auch am staatlich verordneten Volkstrauertag sind nur Veranstaltungen „mit ernstem Charakter“ geneh-
migt. Dabei hat schon Jesus die Ungläubigen getadelt, welche die Prophezeiung nicht hören woll-
ten: „Wir haben euch aufgespielt und ihr wolltet nicht tanzen; wir haben Klagelieder gesungen und ihr wolltet nicht weinen“ (Matthäus 11,17). Jesus würde an den christlichen Feiertagen tanzen ge-
hen. Wie paradox: Seine Botschaft der Liebe und Freiheit macht sich in Verboten bemerkbar. Denn die kirchlichen Würdenträger verteufeln harmlose Lustbarkeiten, während nicht wenige von ihnen ihren privaten Lustbarkeiten mit Nonnen oder Kindern gerne nachkommen.

Stille Tage in München. Das Kreisverwaltungsreferat untersagt mit Verweis auf die Unvereinbar-
keit mit dem bestehenden bayrischen Feiertagsgesetz eine „Heidenspaß-Party“, die am 6. April, einem Karfreitag, in einem Münchner Theater stattfinden soll. Unter dem Motto „Religionsfreie Zone München 2007“ ist eine „Atheistische Filmnacht“ mit anschließendem „Freigeister-Tanz" geplant. Es droht dem Bund für Geistesfreiheit (BfG) bei Zuwiderhandlung einen Bußgeldbescheid mit der höchstzulässigen Bußgeldsumme von 10.000 € zur Zahlung an. Gegen das Verbot klagt der Verband und unterliegt im April 2009 vor dem bayrischen Verwaltungsgerichtshof.

Auf dem „Kreuzweg der Völker“ am Karfreitag wird in der 9. Station „Jesus fällt zum dritten Mal“ ein Lied gesungen, dessen erste Strophe beginnt: „Die Juden haben Jesus zu Hannas geführt …“ Werner Thiel: „Erneut wird somit der Vorwurf, dass ‘Die Juden’ Jesus dem Gericht ausgeliefert haben, aufgestellt. Antisemitisches im Jahr 2007 in München.“1

In Gesprächen mit gläubigen Mitmenschen ist immer wieder der Satz zu hören, das menschliche Leben „müsse doch einen Sinn haben“. Somit gehöre die religiöse Einstellung zur menschlichen Existenz wie der Fisch ins Wasser. Dem Gegenargument, diese Feststellung schließe den Atheisten und den Agnostiker und damit auch den Gesprächspartner aus der Gemeinschaft der Menschen aus, was verschiedene Konsequenzen habe, folgt die schnelle Antwort, so sei es aber auch wieder nicht gemeint gewesen. Wie können wir unsere gläubigen Mitmenschen in ihrer Argumentation unterstützen?

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Gesehen am Einlass im Frühjahr 2007

„Zettel an einer Kirchentür in Sendling: HIER SPRICHT MAN DEUTSCH“3


1 Münchner Lokalberichte 8 vom 12. April 2007, 10.

2 Foto © Volker Derlath

3 Manfred Ach, Volle Schüssel. Erntedank vom Mönch, München 2007, 3618.

Überraschung

Jahr: 2007
Bereich: Religion

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