Flusslandschaft 2009
Umwelt
Am 8. April vormittags klettern vierzehn Mitglieder von Greenpeace über eine Feuerleiter auf das Dach des Maximilianeums. Sie entrollen ein zwanzig Meter langes Transparent, das eine Fratze auf einem Maiskolben zeigt. Es verdeckt sogar das Fenster des „steinernen Saals“. Achtzig Polizisten und ein Hubschrauber beenden sehr schnell den Protest gegen Genmais. Landtagspräsidentin Bar-
bara Stamm stellt Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs.
Seit Juni haben sich Nachbarn des Forstenrieder Parks zusammengeschlossen, um den Ausbau der Schießanlage des Schützenvereins Hubertus Unterdill in Forstenried zu verhindern. 13.300 Nach-
barn unterschreiben bis Ende des Jahres eine Petition, die verlangt, dass der Freistaat keine weite-
ren Grundstücke für die Erweiterung der Anlage überlässt.1
In der 1184. Folge der ARD-Serie „Lindenstraße“ organisiert „Mutter Beimer“ alias Marie Luise Marjan eine Fahrrad-Sternfahrt für den Umweltschutz. Dabei läuft sie im Münchner Rathaus OB Ude in die Arme. Der ist begeistert. Virtuelle Aktionsformen scheinen ihr aber nicht zu reichen. Am Sonntagabend, 17. August, wird die Folge ausgestrahlt. Tatsächlich machen sich an diesem Tag Hunderte von Radfahrern aus vier verschiedenen Richtungen auf zum Marienplatz. Dort gibt es von 14 bis 22 Uhr ein buntes Treiben mit Infoständen, Musik und Kabarett, das „Mutter Beimer“ organisiert hat. Unterstützt wurde sie dabei vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC).
12. September, 11. Uhr: Demonstration gegen die 3. Startbahn am Münchner Flughafen FJS im Erdinger Moos.
Flashmob „Klima-Weckruf“ am 21. September auf dem Marienplatz. Im Internet heißt es: „Haltet einfach nach Leuten Ausschau, die zu der entsprechenden Zeit ihre Mobiltelefone mit aktiviertem Alarm in die Höhe halten, schließt euch ihnen an, macht ein Foto und ruft unsere Politiker an. Die Bilder werden gesammelt, im Fernsehen gezeigt und den Politikern präsentiert, um ihnen die Nachdrücklichkeit unserer Forderung zu demonstrieren – und unsere Anrufe werden ihre Büros förmlich überfluten.“2
Schon 1973 gab es erste Überlegungen, mit einem Autobahnring südlich von München das bayri-
sche Autobahnnetz zu schließen. Im Jahr 1979 wurde das eröffnete Raumordnungsverfahren wie-
der eingestellt. 2001 begann die bayrische Staatsregierung wieder in die selbe Richtung zu denken, aber auch Bürgerinitiativen machten mobil. Einmal sahen die nicht unvermögenden Anwohner der südlich an München angrenzenden Gemeinden eine Beeinträchtigung ihrer gewohnten guten Le-
bensqualität, andererseits befürchteten Naturschützer die Zerstörung von fünf Millionen qm Wald mit einmaligen Natur- und Erholungsgebieten wie Würmtal und Isartal. „So bewerten die Bürger-
initiativen – 16. Dezember 2009 – Die Autobahndirektion Südbayern hat am Dienstag einen weite-
ren Zwischenbericht zur Machbarkeitsstudie vorgestellt. Die Bürgerinitiativen und Umweltverbän-
de warten seit Sommer dieses Jahres gespannt auf das Endergebnis. Dies soll nun im Frühjahr 2010 vorgestellt werden. Immer wieder wird zwar betont, dass die Studie ergebnisoffen sei und die Empfehlung am Ende durchaus lauten könne: Der Autobahnring ist nicht zu bauen. ‚Wieder wurde deutlich, dass der Bau nicht machbar ist,’ so Antje Wagner vom Kein Südring – Aktionsbündnis Grünwald. ‚Und eine Entlastung ist überhaupt nicht gegeben’, ergänzt ihr Kollege Burkhard Gag-
zow vom Grünzug Netzwerk im Würmtal. Für die Querung der Isar und des Würmtals wurden in der neuesten Präsentation ‚schematisch’ Brückenbauwerke vorgestellt. Die Planer mussten aber zugeben, dass die Darstellung nicht dem entspricht, was nach Lärmschutzvorgaben gebaut werden müsste. Diese Bauwerke werden dann nicht so filigran, wie dargestellt. Einen Lärmschutz auf einer Brücke zu verwirklichen ist schwierig, wenn nicht gänzlich unmöglich. Die Fahrtzeiten bei der Er-
reichbarkeit hatten sich die Planer sicher auch besser vorgestellt. Lediglich eine Verkürzung der Fahrtzeit von 5,2 Minuten von Landsberg nach Rosenheim ließ sich ermitteln. Zum Flughafen München würden die Landsberger aber im Schnitt 2,5 Minuten länger brauchen! Es ist ein Irrsinn wegen dieser marginalen Zeiten ein intaktes, zusammenhängendes Waldgebiet, das Erholung für viele Menschen bietet für immer zu zerstören! Wie in der vorherigen Studie schon festgestellt wurde, würde ein Autobahn-Südring die Nord und Osttrasse der derzeitigen A99 nur sehr gering entlasten. Gerade die erhoffte Entlastung dieser Streckenabschnitte war einer der Hauptgründe einen Ringschluss erneut zu prüfen. ‚Wenn die einzig finanzierbare Variante realisiert würde, müssten 1.460.000 qm Wald im Naherholungsgebiet abgeholzt werden. Eigentlich müssten diese aber als Bannwald, Grünzug oder Trenngrün geschützt werden!’ findet Anneliese Bradel, Gemein-
derätin in Planegg. Einig sind sich die Vertreter der Initiativen aus dem Würm-, Isar- und Hachin-
ger Tal, dass man auch nach diesen Ergebnissen wachsam sein muss. ‚Der Südring ist noch lange nicht vom Tisch! Die Bewertung der oberirdischen Trasse mit einem Kosten-Nutzen-Faktor von 5,94 ist für die Politik durchaus verführerisch.’“3
(zuletzt geändert am 3.5.2020)
1 Vgl. http://www.contra-schiessanlage.de.
2 http://www.gype.com/events/449900-Flashmob-Klimaweckruf-am-Marienplatz-Marienplatz-Altstadt-Muenchen.
3 http://www.kein-suedring.de/news/remolus/news2009121620091216160608.html.