Materialien 1968

Berichte

Münchner Demonstrant Günter Sieber über die Polizeiaktion in der Schellingstraße:

Ich wurde von mehreren Händen gepackt, gezogen und mit Tritten in die Schellingstraße gerollt. Hier kam ich wieder auf die Füße und stellte fest, dass mein Pullover in Fetzen war und eine San-
dale fehlte. Ich wollte daraufhin zurück geführt werden, um den Schuh zu suchen. In diesem Augenblick kamen Beamte in Zivil auf mich zu, beschimpften mich mit „Drecksau“ und „Gesindel“, und einer schlug mir auf den Kehlkopf …

Münchner Demonstrant Bernhard Witte über die Polizeiaktion in der Barer Straße:

… Etwa fünf Polizisten kamen auf mich zu. Als sie mich am Arm fassten und ich aufstand, schlug ein Beamter auf mich ein und würgte mich mit beiden Händen. Etwa fünf Meter hinter der Absper-
rung schlugen mich etwa zehn Polizisten zu Boden, traten mich mit Füßen, hoben mich auf und führten mich ab …

Münchner Demonstrant Dieter Schürr über die Polizeiaktion Ecke Theresien-Barer Straße:

… Ein Polizist stürzte sich auf mich. Ich lief einige Schritte weg, er folgte mir, packte mich und schleppte mich zum Mannschaftswagen. Als ich nicht gleich einstieg, versetzte er mir einen kräf-
tigen Faustschlag ins Gesicht. Ich blutete stark aus dem Mund. Dann hieb er mich mit dem Kopf gegen den Türrahmen des Wagens, so dass an der Schläfe eine Platzwunde entstand …

Münchner Passantin Ilona Drumm über die Polizeiaktion in der Schellingstraße:

Ein Polizist stürzte auf mich zu, packte mich an den Haaren, riss mich hoch und schleuderte mich über die vor mir sitzenden Menschen hinweg, so dass ich auf die Straße stürzte. Dann wurde ich – immer noch an den Haaren – durch die Kette der Bereitschaftspolizisten geschleppt. Von diesen erhielt ich dabei mehrere Fußtritte in die Seite und in den Rücken.

Als ich schon hinter der Polizeikette war, schlug man mich, weil ich schrie und mich gegen die Misshandlungen wehrte, mehrere Male mit dem Gummiknüppel auf den Kopf.

Nach meiner Entlassung am nächsten Morgen stellte ich fest, dass ich mehrere Blutergüsse davon-
getragen hatte: am rechten Knöchel, am rechten Knie und am rechten Backenknochen. Darüber hinaus war ich an der linken Hand verletzt, und auf meinem Kopf fehlte ein ganzes Büschel Haare. Seitdem habe ich dort eine fünf Zentimeter lange und zwei Zentimeter breite kahle Stelle. Von den Schlägen auf den Kopf und den Tritten in den Rücken hatte ich mehrere Tage lang Schmerzen …


Der Spiegel 18 vom 29. April 1968, 59 f.

Überraschung

Jahr: 1968
Bereich: Militanz

Referenzen