Materialien 1970
Drei wohltätige Vereine
Die Stadt, die Kirche und das Finanzkapital
In Haidhausen gibt es einen großen, ummauerten Park, der bis vor kurzem dem ehemaligen Kloster „Zum guten Hirten“ gehörte. In der Absicht, den Park der Bevölkerung als unbedingt erforderliche Erholungsfläche zur Verfügung zu stellen, überließ die Stadt München dem Kloster ein Ersatzgrundstück im Landschaftsschutzgebiet von Pullach. Inzwischen war der Park aber schon heimlich verkauft. Nämlich an das erzbischöfliche Ordinariat. Die Kirche bewies nun wieder einmal ihre Mildtätigkeit, indem sie eine Bodenpreisforderung von 450 DM pro Quadratmeter stellte. Die Verhandlungen scheiterten schließlich an dieser hochgeschraubten Forderung. Die Eltern mussten sich weiterhin auf den „Schutzengel“ verlassen, der ihre auf der Straße spielenden Kinder vor Unfällen bewahrt. Die Arbeiter-Basisgruppen entschlossen sich, diesen faulen Handel in der Bevölkerung Haidhausens aufzudecken und sie dagegen zu mobilisieren. Die Forderung nach sofortiger Öffnung des Parks wurde aufgestellt und mit ca. 480 Unterschriften der Stadt übergeben. Im Stadtrat sah man sich gezwungen, die Bevölkerung zu beruhigen. Die Hypobank war gerne bereit, dabei mitzuhelfen. Sie gab sich mildtätig und kaufte das Grundstück, um es den Münchnern zur Verfügung zu stellen (durch Pacht, an die Stadt). So wenigstens konnte man es in der Zeitung lesen. Dass sie etwas dafür verlangte, wurde geflissentlich übersehen. Sie verlangte, dass ein Erholungspark am Pochinger Weiher, der im Besitz der Bank ist, der Bevölkerung gestrichen wird und zur kommerziellen Nutzung freigegeben wird. Den Münchnern aber erzählt man, das Märchen von der wohltätigen Bank, damit sie nicht auf den Gedanken kommt, am Eigentumsrecht an Grund und Boden zu zweifeln.
Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 0 vom 1. Mai 1970, herausgegeben vom Zentralen Komitee der Arbeiter-Basis-Gruppen, 7.