Materialien 1975

Liebe Uta!

In Bezug auf Deinen Hilferuf im Blatt, möchte ich eine These zur Diskussion stellen:

Freie Kindergruppen, wie der Uni-Kindergarten, sind elitär, ihre politische Wirkung ist äußerst ge-
ring, sie sind weltfremd, da sie nicht die wirkliche Gesellschaft widerspiegeln, die Kinder lernen nicht sich gegen Autorität durchzusetzen, weil sie nie welche erfahren. Ich bin der Meinung, daß die Solidarität aller Eltern erforderlich ist, um das repressive Erziehungssystem zu bekämpfen. Das erfordert, daß gerade die besser informierten, gebildeten Eltern ihre Kinder in städtische Kinder-
gärten schicken, um dort aktiv an einer Verbesserung mitzuwirken. Spätestens in der Schule müs-
sen sich Eure Kinder doch mit dem Staatsapparat und den Unterdrückungsmechanismen ausein-
andersetzen und mit anders Erzogenen zurechtkommen.

Auch ich ruf um Hilfe! Ich wende mich an alle fortschrittlichen Eltern im Namen der stumm Ge-
wordenen: Kommt in die städtischen Kindergärten! Lasst uns nicht alleine!

Mit solidarischem Gruß
Ralph Cremer
Echingerstr. 11/b
8 M 40

P.S. Ich würde gerne mit Euch vom Unikindergarten bei einem Elternabend oder Plenum diskutie-
ren.


Blatt. Stadtzeitung für München 86 vom 21. Januar 1977, 36.

Überraschung

Jahr: 1975
Bereich: Kinder

Referenzen