Materialien 1976

Türke aus der Türkenstraße

Zwischenruf

Frau Hella Schlumberger ist als Persönlichkeit wenig bedeutend; außer der Tatsache ihrer engen Beziehungen zu dem linksradikalen „Enthüller“ Wallraff hat sie kaum etwas aufzuweisen – und doch muss ihr Treiben vermerkt werden als Beispiel dafür, mit was für Nagetiermethoden die linke Medienmafia auf Ehrabschneiderei ausgeht. In einem Brief vom 12. Oktober an den Intendanten des Bayerischen Rundfunks, Voeth, behauptet die Dame namens einer „Bayerischen Initiative Rundfunkfreiheit“ in München, Türkenstraße, unter Berufung auf eine „Spiegel“-Story vom 20. September, der Publizist Winfried Martini sei seinerzeit von der griechischen Offiziers-Junta be-
stochen worden. Ultimativ erklärt sie: „Wir glauben kaum, dass es sich eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt leisten kann, einen bestechlichen Journalisten wie Winfried Martini weiterhin auf seiner Kommentatorenliste zu führen.“ Daher sei er zu streichen. Ihren Brief übergab sie gleichzeitig „der Presse“. Die „Spiegel“-Geschichte war zu diesem Zeitpunkt längst als pure Un-
wahrheit entlarvt, die auf einer Fälschung beruht. Man kann nur hoffen, dass Martini Strafantrag stellt und dass die Justiz durch eine exemplarische Strafe wegen Verleumdung – der Tatbestand ist offenkundig erfüllt – diesen besonders schmierigen Denunziantenkader in die Schranken weist. vl


Die Welt vom 21. Oktober 1976.

Überraschung

Jahr: 1976
Bereich: Medien

Referenzen