Materialien 1976

Dicke Luft in der Sternstraße

Die Bewohner der Oettingen-/Sternstraße wollen
die starken Verkehrsbelästigungen nicht mehr länger hinnehmen

Lärm, Abgase und Unfälle im Straßenverkehr sind in einer Stadt von der Größe Münchens ein allzu bekanntes Problem. Auch wir hier im Lehel sind damit überreichlich bedient: wer kennt nicht die tagtäglichen Fahrzeugschlangen im Stoßverkehr, wem sind nicht verstaubte Gehsteige, schwarze Fensterbretter und dicke Luft ein Begriff?

Die besondere Situation des Lehels, nämlich die vielen Büros und staatlichen Verwaltungen als Quelle und Ziel des Verkehrs, der starke Durchgangsverkehr in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung sowie die städtebaulichen Eigenheiten (enge Wohnstraßen mit überwiegender Altbausubstanz) haben gerade im Bereich der OETTINGENSTERNSTRASSE für Hunderte von Wohnungen und Arbeitsplätzen zu unerträglichen Belästigungen geführt. Die Wohnungen hier sind meist zur Straße hin orientiert, da nützt selbst ein Baum im Hinterhof nicht mehr viel, von Mittagsruhe steht auch nichts drin, vorn Lüften schon gar nichts, und es häufen sich zusehends die Klagen über starken Lastwagenverkehr in der Nacht und über solche Autofahrer, die die Straßen mit einer Rennpiste verwechseln. Auch ein bisschen mehr Grün könnte hier durchaus nicht schaden, Straßenkehrer sind sowieso eine Rarität, und auch eifriges Spritzen hilft nichts mehr; der berühmte Sisyphus hätte es da bestimmt nicht schwerer.

Nun sind wir uns sicherlich im Klaren darüber, die wir hier in der Sternstraße wohnen, dass wir den Verkehr nicht sozusagen im Handumdrehen werden wegzaubern können. Andererseits: vom tatenlosen Zusehen allein und sich schwarz Ärgern wird es bestimmt auch nicht besser! Dabei wäre doch schon viel gewonnen, könnte man sich überlegen, wie der Lastwagenverkehr, vor allem in der Nacht, umzuleiten und die Geschwindigkeit generell zu beschränken wäre, und was langfristig getan werden könnte, um den Verkehr in der ganzen Stadt und besonders im Lehel einzudämmen.

Wir meinen, dass mit ein bisschen gutem Willen durchaus etwas zu erreichen ist. Denn: was nützt der schönste, flüssigste und geradlinigste Verkehr, wenn er zu Lasten der Gesundheit vieler Menschen geht, wenn er auf dem Rücken vieler Hausbesitzer ausgetragen wird, deren Werte durch ständige Verschmutzung und Lärmbelästigung erheblich beeinträchtigt werden?

Schreiben Sie doch zu diesem Problem Ihre Meinung und Erfahrungen, denn wir sind der Ansicht, dass man hier nicht länger nur zusehen sollte.


Lehel aktuell Zeitung für den 13. Stadtbezirk 15 vom Juni 1976, 1.

Überraschung

Jahr: 1976
Bereich: Stadtviertel

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