Materialien 1977

Gemeinsame Erklärung

von:
♦ Jungsozialisten München,
♦ Jungdemokraten München,
GEW Kreisverband München,
♦ Amnesty International München,
♦ Evangelische Studentengemeinde München,
♦ Münchner Bürgerinitiative gegen Berufsverbote,
♦ Humanistische Union München,
♦ Vereinigung Demokratischer Juristen München,
♦ Deutsche Friedengesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner München.

Mit Bestürzung stellen wir fest, dass es die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG nicht für nötig befunden hat, über Ablauf und Inhalt der Veranstaltung „Fünf Jahre Radikalenerlass“ am 27. Januar 1977 im Pschorrkeller zu berichten. Dieser Vorgang ist umso unverständlicher, als allein der Andrang an diesem Abend bewies, wie groß das Interesse war. Hunderte fanden keinen Platz mehr im Saal, der mit ca. 2.000 Besuchern völlig überfüllt war.

Das Thema „Radikalenerlass“ und „Berufsverbote“ ist und bleibt wichtig, weil es die Substanz des Grundgesetzes berührt. Es mag den verantwortlichen Stellen in Regierung oder Verwaltung unangenehm sein, hierüber öffentlich zu diskutieren. Für ein Blatt vom Range der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG kommt es aber darauf an, gerade auch Kritik aufzugreifen und zu verbreiten. Tabus darf es nicht geben.

Wir fragen uns, wie die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG in Bezug auf unsere Veranstaltung dem Vorwurf der bewussten Nachrichtenunterdrückung entgehen will. Muss sich nicht ein „sozial sensibler Liberaler“ (Robert Leicht) von dieser Art der Manipulation abgestoßen fühlen? Sogar der rechtsstehende MÜNCHNER MERKUR brachte einen Bericht; die FRANKFURTER RUNDSCHAU gar einen auf Seite eins!

Es wäre interessant zu erfahren, mit welcher Begründung es der zuständige Redakteur abgelehnt hat, über die Veranstaltung zu berichten.

München, den 4. Februar 1977


Blatt. Stadtzeitung für München 88a vom 18. Februar 1977, 18.

Überraschung

Jahr: 1977
Bereich: Bürgerrechte

Referenzen