Flusslandschaft 1960

Umwelt

Seit 1939 befindet sich der Münchner Flughafen in Riem. Geplant ist ein schrittweiser weiterer Ausbau der Anlage. Allerdings ist Riem auch als Siedlungsgebiet und Gewerbefläche begehrt. – Am 17. Dezember streift ein Verkehrsflugzeug im dichten Nebel den Turm der Paulskirche und stürzt in der Kreuzung Bayerstraße/Martin-Greif-Straße auf eine voll besetzte Straßenbahn. Fünfund-
fünfzig Menschen sind tot. Jetzt werden die Rufe nach einem Ende des Ausbaus von Riem und nach einem neuen, weiter draußen angesiedelten Flughafen immer lauter. – Im Erdinger Moos
gibt es im Jahresdurchschnitt 132 Nebeltage. Die Stadt leitet zunächst ein Raumordnungsverfah-
ren im Hofoldinger Forst ein. Nur wohnen im Münchner Süden die besser Betuchten und auch wichtige Mitglieder der CSU-Prominenz. Um die eigene Klientel nicht zu brüskieren, macht schließlich doch der ungeeignetere Standort das Rennen. Am 5. August 1969 ist Freising/Erding Nord eine beschlossene Sache.

Die Münchner Lach- und Schießgesellschaft bringt ein ganzes Programm zum Thema „Zerstörung der Umwelt“. Texter Klaus-Peter Schreiner schlüpft in die Rolle eines zwischengelandeten Außer-
irdischen, der interessiert die Welt studiert: „Als ich mit meiner Tasse gelandet war, in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, sah ich als erstes in einer Entfernung eine große weiße Fläche, ziem-
lich stark geneigt. In regelmäßigen Abständen bewegten sich auf ihr dunkle Punkte nach OBEN – dann wieder nach unten – dann wieder nach oben. Selbst exakte Aufzeichnungen eines Bewe-
gungsablaufes ergaben nicht den geringsten Sinn. Erst lang dauernde Beobachtungen zeigten, dass der Bewegungsablauf dazu dient, die weiße Fläche zu beseitigen. Denn als die Fläche nicht mehr weiß war, hörten die Bewegungsabläufe auf. Der Mensch, so ergab sich aus unseren Beobachtun-
gen, ist also offensichtlich auf die Vernichtung alles Weißen bedacht. Sinnloserweise stellt er je-
doch wiederum ständig Weißes her. Kleine, weiße Stäbchen beispielsweise, die er anschließend unter Zuhilfenahme seiner Lunge wieder vernichtet. Das führt, wie er selbst weiß, über Kreislauf-
störungen, Raucherbein, Herzinfarkt und Lungenkrebs zum Tod. Trotzdem ist es erlaubt. Hinge-
gen ist es weithin verboten, den Rasen zu betreten. Schlussfolgerung? Das Betreten des Rasens muss für den Menschen absolut tödlich sein.“1


1 Zit. in der Laudatio Dieter Hildebrandts auf Klaus Peter Schreiner (Bayerischer Kabarettpreis fürs Lebenswerk 2007) www.roland-forster.de/projekt_downloads.phtml?cid=80

Überraschung

Jahr: 1960
Bereich: Umwelt