Materialien 1978

Von WARNIX nach KRUZEFIX

Ein Interview mit dem Schwabinger Disco-Sponti Udolf Valentino

Frage: Meine Damen und Herren, ich stehe hier mitten in der nunmehr sechsten Sponti-Mammut-
show in München-Schwabing und habe den Organisator dieses Festivals Udolf Valentino für einen Moment vor das Mikro bekommen … hallo Udo, vollgeknallt bis unter die Haarwurzein? Was steht hier an??

Udolf: Naja, das übliche, Mann: Törnen, flippen, tanzen, lachen, grunzen, prassen!

Frage: Warum bloß diese Kisten, Udo? Früher habt ihr doch immer diese Knast- und Umweltsache draufgehabt?

Udolf: Wir haben lange genug um die Feuer unseres hellen Wahnsinns getanzt, du Arsch!

Frage: Udo, das ist nach TUNIX, GEHTNIX, WARNIX, WIEDERNIX und KRUZEFIX das sechste Spontifestival, heute unter dem Motto GARNIX. Was wollt ihr mit diesem Motto aussagen?

Udolf: Garnix.

Frage: Wie?

Udolf: Wir wollen garnix und wollen es nie! Niemals! Nimmerdar!

Frage: Ich mach mir ins Hemd. Das darf doch nich’ wahr sein!

Udolf: Hör zu, Mann! Wir haben die Schnauze voll! Erinner’ dich an TUNIX. Damals hieß es: Wir wollen alles und wir wollen es jetzt! Sofort! Was haben wir gekriegt? Nischt! Auf GEHTNIX wollten wir’s anders. Was hat sich geändert? Wieder nischt! Bei WARNIX und WIEDERNIX wollten wir wenigstens ‘n bißchen was. Der Slogan hieß: »Habt ihr nich ’n bißchen übrig für uns? Muss ja nich’ gleich sein.« Was passierte? Garnix! Absoluter Frust! Erst bei KRUZEFIX, also das letzte Mal habens wir’s getickt. Wir sind auf’m Jesustrip und vergeben euch. Jaaa, Mann, wir vergeben dieser Scheißgesellschaft!

Peter Jacobi


konkret. Die Monatszeitschrift für Politik und Kultur 5 vom Mai 1978, 26.

Überraschung

Jahr: 1978
Bereich: Militanz

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