Materialien 1978
Liebes Blatt!
Des mid da CISNU-Demo war fei a pfundiga Artiggl. Des woaß i ois Rogga scho zun schäzn. Wia de dausnde Freiheitskempfa de siwazg Schanden naufghaut ham auf d’Lätschn, des muas amoi oana nochmacha, gei? Do ko ma scho schtoiz drauf sei. Wenn do oana moand, das des feig is, do lache ja. Schdradegisch gseng seid’s do scho richdig gleng. Mia (meine Schbäzn und i), mia schaung a oiwei, dass de andan weniga san. Am liabstn is uns, wenn da Gegna a oida Mo oda a oids Wei is, wei ma se do ned so gefärdet. Meine Schbäzen ham zu mia scho gsogt, mit dene vo dera Demo miassat ma se näxts Moi zammdoa, de bassn zu uns wia da Orsch aufn Abortdeggl. Mia kenna uns zwar politisch ned so aus wia ia, aba des ham ma scho begriffa, dass in Persien bessa wern muaß. Des Broblem liegt uns genauso im Mong wia eich. Do hod wiagle amoi was schäwan miassn. Jez hod a da Herr Müller und da Herr Moser amoi gmergt, dass des midm Scha nimma so weida geh ko, wias eanane zammdroschna Auto gfundn ham, de wo sa se zammgschbart ham. Jez wean de arbeitendn Massn endlich amoi aufwacha, gei? De miassn ja aufwacha, wens in d Arbeit gengan und wenn ses auf d’Waffe haut, wie’s in de Löcha neidren san, woz ia d’Pflastaschtoana ausagrissn habts. Aba fileicht miassma doch no meara soichane Demo macha, bis de a Bewußtseinsveränderung griang. Des kummt, wei de oiwei arbaddn, drum hams ned sovui Zeid zum Denga wia mia, gei? Daß’z do wegada Unbewohnbarkeit der Städte des Umweltbroblem aglei mid in dera Demo zum Ausdruck gebracht habts, des find e a ned schlecht. Do ham d’Stadtväter hernoch ungefähr seng kena, wia mia uns a lebenswerte Umweit vorschdein, wias ausgschaugt hod wia noch da Schlacht vo Sauerlach. Do gibts ja a bor bläde, de wo song, sie glaam ned, dass eich as Umweidbroblem ned wurscht is. Weis oiwei seng, wenn de Blatt-Mitarbeiter mid eanane dahaudn Vauwe und Reno umanandafahn wia de gsengtn Sei. Und wei de Wäng mid eanane gschdingatn Auspuff und eanane abgfahna Reifn ned umweidfreindlich waarn. I sog na oiwei, freile, des ko oam an sich scho wurscht sei, obst jez wega am Reakter-Unfoi vareggst oda obst vareggst, wei de oana mit seim unbrofilierdn Karrn dant nimmd. Aba de Leid seng hoid den Untaschied ned: des oa is hoid da brotest gega de Borschuaßie und des anda is hochpolitisch. Oiso, wenns wieda amoi aufgäht, na laßz wos hean. Mia dan aa gern midmischn. Vor allem, wenn de andan vui weniga san. Des waar ja glacht, wenn mia dweid ned übazeugn und aufriddln kanntn. Gei? Wenns unbedingd woids, na kennts mein Briaf a in eia Blatt mid neihaun, aba mein Nama und an Nama vo meina Rogga-Blosn gibe ned o. Wei, es kaant ja sei, dass ma sonst oana vo dene blädn Bullen a Parole in Hausgang neischmiearat oda mid am Pflastaschtoa d’Scheim eischmeißt. Eiso, irgndwos wead Eich dann scho wieda eifoin, wo ma dagegn sei kenna. Da Mensch braucht hoit a Zui und wenn’s no so a Grampf is. D’ Hauptsach is, mia kenna a weng hizindtn. Do hod da oa scho recht, der Lorenz Conny mid seine Stogantn, der wo moant, das ma in mancha Hinsicht vo de Affn no ned gor soweid entfernt san. Gei?1
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Blatt. Stadtzeitung für München 137 vom 12. Januar 1979, 51.
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1 Euer Artikel über die CISNU-Demonstration war sehr gut. Ich als Rocker weiß dies sehr zu schätzen. Das muss einer schon einmal nachmachen, wie die tausend Freiheitskämpfer die 70 Polizisten verprügelt haben. Da kann man wirklich stolz darauf sein. Und wenn einer glaubt, dass das feige ist, dann lache ich darüber. Von der Strategie her habt Ihr das schon richtig gemacht. Wir (meine Freunde und ich) sorgen auch immer dafür, dass die anderen die wenigeren sind. Am liebsten ist es uns, wenn der Gegner ain alter Mann oder eine alte Frau ist, weil das für einen nicht so gefährlich ist. Meine Freunde haben mir gesagt, mit denen von der Demonstration müssten wir uns das nächste Mal zusammentun, weil die zu uns passen wie das Gesäß auf die Klobrille. Wir verstehen zwar von Politik nicht so viel, aber eines haben wir verstanden, dass es im Iran besser werden muss. Das Problem ist uns genauso ein Anliegen wie Euch. Da hat es tatsächlich einmal zu einem Krach kommen müssen. Jetzt haben auch der Herr Müller und der Herr Moser begriffen, dass das mit dem Schah nicht mehr so weiter gehen kann, als sie ihre beschädigten Automobile, die sie sich zusammengespart haben, entdeckt haben. Jetzt wird die Arbeiterklasse endlich einmal aufwachen. Wenn die Arbeiter in die Arbeit gehen und dabei hinfallen, weil sie in die Löcher hineingestiegen sind, wo Ihr die Pflastersteine entfernt habt, dann müssen sie ja aufwachen. Aber eventuell müssen wir noch öfter demonstrieren, bis die Arbeiterklasse ihr Bewußtsein verändert. Das kommt ja daher, dass die immer soviel arbeiten und deshalb nicht soviel Zeit für das Denken haben wie wir. Und dass Ihr das Umweltproblem wegen der Unbewohnbarkeit der Städte auch gleich in der Demonstration angesprochen habt, das finde ich auch ganz gut. Da konnten die Stadtväter endlich einmal sehen, wie wir uns eine lebenswerte Umwelt vorstellen, als es aussah wie nach der Schlacht von Sauerlach. Einige Beschränkte gibt es ja, die sagen, dass sie es nicht glauben, dass Euch das Umweltproblem ein Anliegen ist. Weil sie andauernd sehen, wie die Blatt-Mitarbeiter überall mit ihren heruntergekommenen VW und Renault in großem Tempo herumfahren und ihre Automobile mit ihren stinkenden Auspuffrohren und ihren abgefahrenen Reifen nicht umweltfreundlich sind. Da sage ich immer, natürlich, es kann einem schon egal sein, ob du jetzt wegen eines Reaktor-Unfalls stirbt oder ob du stirbst, weil dich einer mit seinem profillosen Wagen auf die Hörner nimmt. Aber die Leute erkennen halt nicht den Unterschied: Das eine ist halt der Protest gegen die Borgeoisie und das andere ist hochpolitisch. Also, wenn Ihr wieder einmal etwas vorhabt, lasst es uns wissen. Da wären wir dann gerne dabei. Vor allem, wenn die anderen die weit wenigeren sind. Es wäre doch gelacht, wenn wir die Welt nicht überzeugen und aufrütteln könnten. Wenn Ihr unbedingt wollt, dann könnt Ihr meinen Brief auch in Euer Blatt mit übernehmen, meinen Namen aber und den meiner Rocker-Gruppe gebe ich nicht an. Weil ja sonst passieren könnte, dass einer von den dumpfen Polizisten mir eine Parole in den Hausgang hineinschmiert oder mir mit einem Pflasterstein das Fenster einwirft. Also, es wird Euch schon etwas einfallen, wo wir dagegen sein können. Der Mensch braucht halt ein Ziel, auch wenn es noch so ein Unsinn ist. Die Hauptsache ist, wir können eine wenig Rabatz machen. Der Conrad Lorenz mit seiner Stockente hat da nämlich schon Recht, wenn er sagt, dass wir in mancher Hinsicht vom Affen noch gar nicht soweit entfernt sind. Jaja!