Materialien 1978
BIMF - Bürgerinitiative Münchner Freiheit
BIMF existiert seit drei Wochen und ist Münchens neueste Bürgerinitiative. Seitdem der Platz an der „Münchner Freiheit“ im Zentrum Schwabings mit einer Bebauung bedroht ist, die nach rein wirtschaftlichen Interessen orientiert ist, versucht eine Gruppe von Schwabinger Bewohnern und Arbeitstätigen eine Rettungsbewegung zu aktivieren.
Unsere Ziele sind: die BIMF und deren Probleme bekannt zu machen; Unterschriften zu sammeln um BIMF eine politische Stärke zu geben. BIMF fordert die Rettung der „Münchner Freiheit“ vor einer bürgerfremden Bebauung. Die Bedürfnisse der Schwabinger Bevölkerung und der Bewohner des Münchner Nordens müssen erfüllt werden!
Aber die Entwicklung dieses Platzes läuft seit Jahren diesen Interessen entgegen. Beim Kauf des Platzes vor dem Bau der U-Bahn haben Vertreter der Stadt gesagt, dass die „Münchner Freiheit“ nur für Bürgerzwecke benutzt werden dürfte. Seit 20 Jahren fordert die Bevölkerung ein Bürger-
zentrum in Schwabing. In einer Bürgerversammlung 1971 wurden diese Wünsche wieder von der Bevölkerung geäußert.
1973 nach dem Zirkus mit dem versprochenen Bürgerzentrum im ehemaligen Trambahndepot
in der Wilhelmstraße wurden wieder Anträge an den Stadtrat gestellt. Bürgermeister Müller-Heydenreich versprach konkrete Maßnahmen, wenn die Ergebnisse einer Untersuchung über Bürgerzentren vorliegen. Seitdem ist nichts passiert.
Inzwischen verkaufte die Stadt München das Grundstück für etwa 27 Millionen DM, das sind 4.000.— DM pro Quadratmeter, an die Stadtsparkasse. Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtspar-
kasse ist OB Kronawitter. Bis 1976 gab es keinen ernsthaften Bauträger für das überbewertete Grundstück. Nachdem der alte Kastaniengarten wegen des U-Bahn-Baues abgeholzt und der Tunnel zugefüllt wurde, lag das Grundstück jahrelang brach. Schlamm und nutzlos herumliegende Autowracks zeigt die unverständliche Haltung der Stadt den dringenden Bürgerinteressen gegen-
über, während die Bevölkerung selber Flohmärkte und Kinderfeste organisierte. Endlich erlaubte die Stadt eine Gestaltung des Kinderspielplatzes, südlich des tristen Parkplatzes.
1976 … tauchte eine holländische Baufirma auf, die großes Interesse an der „Münchner Freiheit“ hatte. Nach langen Geheimverhandlungen verbreiteten sich falsche Nachrichten über abgeschlos-
sene Verträge, Verkauf, festgelegte Fristen, usw. Allmählich gelangten angsterregende Konzepte über die totale Verbauung der „Münchner Freiheit“ in die Presse. Eine Projektdarstellung war
so gewaltig übertrieben, dass selbst alteingesessene Schwabinger gar nicht mehr wussten, um welchen Platz es sich handelte.
Dann hieß es plötzlich, dass die „Münchner Freiheit“ jetzt gerettet sei, die Holländer waren plötzlich von der Finanzbildfläche weg. Warum, weiß die Öffentlichkeit immer noch nicht. So funktioniert „offene Planung“ nach OB Kronawitter. Jetzt wird nichts auf der „Münchner Freiheit“ passieren, mindestens nicht in den nächsten fünf Jahren, sagt der Präsident der Stadtsparkasse, Kistler. Die Verschwendung und Verelendung des ehemaligen städtischen Grundstückes ist noch nicht zu Ende!
Die „Münchner Freiheit“ ist nicht gerettet! Auf dem Grundstock steht immer noch ein Baurecht, das einen Hauklotz in der Höhe von 21 Meter und von einer Länge vom „Loch“ im Süden bis zur neuen Ungererstraße im Norden erlaubt. Die Stadtsparkasse wird weiterhin versuchen ihr Grund-
stück zu verwerten, und zwar mit so viel Baumasse wie nur irgend möglich. Immer wird über
die Köpfe der Bevölkerung hinweggeplant. Deswegen fordert die BIMF eine offene Planung im Bürgersinne, und zwar JETZT.
Dazu hatte sie bis Anfang Juni 8.000 Unterschriften gesammelt. Um diese Forderung durchzusetzen, braucht die BIMF viele aktive Mitarbeiter, damit der Ideenreichtum für die Verwirklichung ihrer Ziele groß wird und die Lasten (Flugblätter verteilen, Unterschriften sammeln, Info-Stände organisieren, usw.) relativ gering werden.
Macht mit! BIMF BRAUCHT EUCH!
Kontaktadresse: Günter Deißenböck, Kaiserstraße 38, 8 München 40
Blatt. Stadtzeitung für München 72 vom 18. Juni 1976, 9.