Materialien 1978

Bericht von der Bürgerversammlung

Am 24. Oktober fand im St. Anna-Gymnasium die diesjährige Bürgerversammlung unseres Viertels statt. Wie immer war sie sehr gut besucht und insgesamt neunzehn Redner meldeten sich zu Wort.

Der Vorsitzende unseres Bezirksausschusses Bodo Trecker (CSU) hielt zuerst eine etwas oberflächliche und kurze Rede über die Probleme des Lehels, wobei er wichtige Dinge, wie die zunehmende Umwandlung von normalen Mietwohnungen in sogenannte Luxuswohnungen oder in Eigentumswohnungen völlig wegließ. So wurde gerade auch dieses Problem in der Versammlung von einigen Rednern angesprochen.

Bayerische Verfassung endlich ernst nehmen

In mehreren Beiträgen und in einem Antrag wurde gefordert, endlich gegen die Spekulation mit Wohnungen und Häusern vorzugehen. Obwohl in der Bayerischen Verfassung die Sozialpflichtigkeit des Eigentums und Abschöpfung von Bodenwertsteigerungen durch die Allgemeinheit vorgesehen seien, würde dies bisher nicht geschehen. In diesem Zusammenhang wurde auch gefordert, leerstehende Wohnungen zu Sozialwohnungsmietpreisen zu belegen.

Streit um Schulerweiterung an der Liebherrstraße

Heiß her ging es um die geplante Erweiterung der Kerschensteiner-Gewerbeschule an der Liebherr-/Steinsdorfstraße. Einige Mieter dort befürchten eine Beeinträchtigung des Wohnens in diesem Gebiet. Schul- und Baubehörde sprachen jedoch von einem Neubau, der für die berufliche Bildung besonders wichtig sei und die Anwohner außerdem nicht beeinträchtigen würde. Auch Versammlungsleiter Zehetmeier (CSU) verteidigte diese Planung und wurde dabei von CSU-Mitgliedern durch Zwischenrufe und Beschimpfungen unterbrochen. Deutlich wurde in dieser Diskussion, dass die Anwohner – wie so oft – nicht oder erst zu spät von dem Bauvorhaben erfuhren und dadurch schlecht informiert der Wahlpropaganda der CSU im Lehel, die sich gegen die Erweiterung der Schule aussprach, und sonstigen Gerüchten ausgeliefert wurden.

Mehr Grün und weniger Verkehr im südlichen Lehel

Sprecher einer Mietergemeinschaft aus Häusern im südlichen Lehel wandten sich gegen die geplante Bürobebauung am Isartorplatz und an der Kanalstraße und gegen die Zufahrt zu diesen Neubauten durch die Kanalstraße (wir berichteten im „Lehel aktuell“ Nr. 26 über diese Pläne der Stadt). Sie forderten die Unterbindung von Schleichwegen durch die Straßen südlich der Maximilianstraße und mehr Bäume und Radwege in diesem Gebiet. In einem anderen Antrag zum südlichen Lehel wurde eine bessere Lärmabschirmung für den neuen Spielplatz am Mariannenplatz zur Steinsdorfstraße hin gefordert.

Gegen den Durchgangsverkehr und für mehr Radwege

Die Bürgerinitiative Oettingen-/Stern-Straße legte wieder einen Antrag vor, der eine Herausnahme des Schwerlastverkehrs aus diesen Straßen und eine Umleitung des Gesamtverkehrs über die Prinzregentenstraße und den Altstadtring verlangte. Zwei Anträge der SPD und der Katholischen Jugend forderten Radwege unter anderem in der Maximilianstraße, in der Thierschstraße und am Altstadtring.

Grün am Gries soll bleiben

Fürs Gries forderte die Bürgerversammlung die Grünfläche zu erhalten und den Spielplatz auszubauen. Ein Vertreter der Stadt erklärte, daß höchstwahrscheinlich dieser Wunsch erfüllt werden könne.

U-Bahn-Planung noch mal überprüfen

Anwohner am St.-Anna-Platz kritisierten, dass die U-Bahn-Planung am St.-Anna-Platz ohne die Bevölkerung erfolgte. Weder die Stadt noch der Bezirksausschussvorsitzende hätten die Bürger informiert. Die geplanten U-Bahn-Eingänge sollten noch mal überprüft werden.

Schließlich verabschiedete die Versammlung einen Antrag, in dem von der Stadt mehr Sparsamkeit und weniger Verschwendung für Repräsentationszwecke gefordert wurde.


Lehel aktuell. Zeitung für den 13. Stadtbezirk 28 vom November 1978, 3.

Überraschung

Jahr: 1978
Bereich: Stadtviertel

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