Materialien 1979

Friedenspolitik

Noch steht das Gerüst vor der Hauswand und im Haus wird weiter renoviert. Doch im Erdgeschoss der Pariserstraße 7 herrscht bereits reges Leben. Im letzten Monat eröffnete der Verein „Zentrum für Entwicklung und Frieden“ (ZEF) sein Büro. Nachdem bereits vor ca. 2 Jahren sich vier auf frie-
dens- und entwicklungspolitischen Gebieten arbeitende Gruppen zum ZEF zusammengeschlossen hatten, konnte erst jetzt in den eigens dafür neu gestalteten Erdgeschossräumen des Hauses ein ge-
meinsames Informations-, Kontakt-, und Koordinationszentrum geschaffen werden.

Die Idee, dieses Zentrum zu gründen, geht von der Überzeugung aus, dass Entwicklungs- und Frie-
denspolitik die einzige Antwort auf die sich abzeichnenden, menschheitsbedrohenden Krisen sind. Stichworte dafür sind die sich anbahnende ökologische Katastrophe, das ständige Wettrüsten in Industrie- wie Entwicklungsländern, das beispiellose Bevölkerungswachstum der Erde, der Nord-Süd-Konflikt.

Die einzelnen Gruppen des ZEF, wie

 der Kolonialwarenladen,
 die Ökumenische Initiative Eine Welt/Region München,
 das AVZ (Zentrum für audiovisuelle Öffentlichkeitsarbeit e.V.),
 der Arbeitskreis Kriegsdienstverweigerung in Pax Christi,

beschäftigen sich im Bereich der Entwicklungspolitik und Entwicklungspädagogik u.a. mit den Ursachen der Unterentwicklung, Auswirkungen des Welthandels und Weltwährungssystems, Neokolonialismus, Zielen der Befreiungsbewegungen, Entwicklungsmodellen, Möglichkeiten und Grenzen der Entwicklungshilfe, Beziehungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, ent-
wicklungshemmenden Strukturen in der BRD, Lösungsmöglichkeiten.

Die Entwicklung von Alternativen Lebensformen bildet den Orientierungsrahmen für die neben politischem Handeln notwendigen persönlichen Veränderungen.

Das Zentrum für Entwicklung und Frieden wendet sich mit seiner Arbeit vor allem an

 deutsche und ausländische Schüler und Studenten,
 jugendliche Arbeiter und Arbeitnehmer,
 Arbeiter und Arbeitnehmer aus der 3. Welt,
 Lehrer, Jugendgruppenleiter, Pfarrer, Mitarbeiter von bereits bestehenden friedens- und entwicklungspolitischen Gruppen,
 Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende.

Jede Gruppe verfügt im ZEF über einen eigenen Raum bzw. Büro. Dazu einen gemeinsamen Ver-
anstaltungsraum. Die Arbeits- und Beratungsangebote und Veranstaltungen sind vielfältig u.a. Verkauf von Literatur. Informationsmaterial, Waren (Tee, Kaffee) und handwerkliche Gegenstände aus der Dritten Welt in Verbindung mit einer Teestube.

Regelmäßige und öffentliche Informationsveranstaltungen. Beratungsangebot für Leute, die sich in der Entwicklungsländerarbeit engagieren wollen.

Einführungskurse und pädagogische Anleitung für den Einsatz von Medien in der Öffentlichkeits-
arbeit.

Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende. Öffentliche Veranstaltungen ande-
rer Gruppen, z.B. Gewaltfreie Aktion München, Arbeitskreis Friedenspädagogik. Einschlägige Ver-
anstaltungen der Münchner Volkshochschule, des Münchner Bildungswerks.

Im Übrigen ist z.Zt. ein kostenloses Monatsprogramm erhältlich. Das Personal des Kolonialwa-
renladens z.B. ist regelmäßig Di – Fr. 15 – 18 Uhr und Di./Do/Sa. von 10 – 12 Uhr anwesend.

Außerdem gibts dort genaue Informationen über das ZEF, seine einzelnen Gruppen und deren Ar-
beit.

Die Kontaktadresse ist München 80, Pariserstraße 7. Tel. 448 48 10.


Haidhauser Nachrichten. Monatszeitung für den Münchner Osten 12 vom Dezember 1979/Januar 1980, 8.