Flusslandschaft 1961

SPD

Mit der Verabschiedung des „Godesberger Programms“ bekannte sich die SPD 1959 zur Markt-
wirtschaft, zur Westintegration und zur Wiederbewaffnung; die Reste ihrer marxistischen Pro-
grammatik schüttelte sie ab. Zur Bundestagswahl am 17. September 1961 präsentiert sich die SPD im neuen Gewand. Moderne Wahlkampfmethoden bereiten manchen altgedienten Genossen große Probleme. Kanzlerkandidat Willy Brandt fährt zur Kundgebung in einem weißen Mercedes vor. Nach seiner Rede wird das Deutschlandlied gespielt. Ein Genosse versucht fluchtartig den Saal zu verlassen, wird aber von Ordnern daran gehindert.

Der Münchner Liberale Studentenbund Deutschlands (LSD) gibt zur Bundestagswahl die Parole „Liberale wählen SPD“ aus. Daraufhin streicht die FDP ihre Zuschüsse.

Am 6. November kommt es zum Unvereinbarkeitsbeschluss des SPD-Parteivorstands über die Mitgliedschaft im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) und in der SPD. Erst 27 Jahre später, am 19. Dezember 1988, laden Herta Däubler-Gmelin, Peter Glotz und Peter von Oertzen mehr als fünfzig Mitglieder des alten SDS in den Politischen Club der Friedrich-Ebert-Stiftung ein, um mit ihnen über Ursachen und Folgen der Maßnahme zu diskutieren.1


1 Vgl. Tilmann Fichter: „SDSler zu Gast bei der SPD“ und Jürgen Seifert: „SDS und SPD. Ein Rückblick nach vorn“ in Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte 2 vom Februar 1989, 176 ff.