Materialien 1982
Die Gefolgschaft formiert sich
Die Holzstraße 49 ist eine vielstrapazierte Adresse in München. Dort sind zu finden:
1. der NPD-Landesverband
2. der NPD-Bezirksverband
3. die „Bürgerinitiative Ausländerstopp“
4. der „Nationaldemokratische Hochschulbund“(NHB)
5. und seit neuestem eine „Studentische Initiative für Meinungsfreiheit“(SIM)
Man passt in der Holzstraße 49 nicht nur räumlich gut zusammen.
Die NPD: „Der Bezugspunkt allen politischen Handels ist die Abstammungs- und Kulturgemein-
schaft des Volkes“. Von daher sei das Ausländer- und Überfremdungsproblem „die Überlebens-
frage des Deutschen Volkes“ (NPD-Kreisvorsitzendentagung, 1979)
Die „BI Ausländerstopp“: „Wollen auch Sie verhindern, dass wir weiter mit Ausländern über-
schwemmt werden? … Wollen auch Sie, dass Deutschland das Land der DEUTSCHEN bleibt … Chicago und Harlem vor der eigenen Haustür …?“ (aus: „BI Ausländerstopp informiert“)
Der NHB: „Der NHB wendet sich gegen
■ die Überfremdung der deutschen Hochschulen,
■ die multinationale Gesellschaft und die Bildung von Gettos nach US-amerikanischem Vorbild …“ (NHB-Flugblatt vom 22. Januar 1982)
Die „SIM“: „Ausländische Studenten …, die in der Cafeteria der Uni-Mensa von Früh bis Abend zu besichtigen sind..“ (29. Januar 1982) „Ich verteidige mit meiner Unterschrift das Recht des Prof. Schröcke, in Freiheit und ohne jede Benachteiligung seine Meinung zu vertreten, an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt“
Und zur Erinnerung: Prof. Schröcke: „… Unterwanderung des deutschen Volkes durch Zuzug von vielen Millionen von Ausländern und ihren Familien, die Überfremdung unserer Sprache, unserer Kultur und unseres Volkstums. Jedes Volk, auch das deutsche Volk, hat ein Naturrecht auf die Er-
haltung seiner Identität und Eigenart in seinen Wohngebieten … Allein lebensvolle und intakte deutsche Familien können unser Volk für die Zukunft erhalten …“ (Heidelberger Manifest)
Neonazis fordern Meinungsfreiheit für Prof. Schröcke. Sie wissen, warum.
Wir fordern: DER RASSIST SCHRÖCKE MUSS WEG VON DER LMU,
■ weil wir wissen, dass Rassismus, Chauvinismus und „Ausländer-raus!“-Hetze täglich mehr auf fruchtbaren Boden fallen, dass Ausländer für Arbeitslosigkeit und Krise verantwortlich gemacht werden sollen, weil damit die Herrschenden aus der Schusslinie bleiben,
■ weil wir wissen, welch üble Rolle „Wissenschaftler“ spielten und spielen, wenn es darum geht, ideologische und praktische Instrumente für diese Hetze zu schaffen,
■ weil wir wissen, was Begriffe wie „Naturrecht des deutschen Volkes“, genetische Identitätserhal-
tung, „Unterwanderung des deutschen Volkes“ usw. in der Praxis bedeutet haben, als sie 1933 — 1945 zum Staatsprogramm erhoben wurden,
■ weil wir wissen, dass das, was heute vielleicht noch Empörung und Missbilligung hervorruft, vielleicht morgen schon zur Alltäglichkeit gehört, wenn wir nicht in der Lage sind, es zu bekämp-
fen.
Ausländerfeindlichkeit, wenn auch nicht so offen rassistisch und nationalistisch wie im „Heidel-
berger Manifest“ gehört bereits heute zu den festen Bestandteilen staatlicher Politik.
An den Hochschulen genügt das Herkunftsland Türkei oder Iran, um nach den Beschlüssen der Kultusministerkonferenz ein für alle Mal von einem Studium in der BRD ausgeschlossen zu sein (denn etwas anderes bedeutet die Festlegung, dass ein heimatlicher Studienplatz Zulassungs-
voraussetzung ist, nicht — sind doch z.B. im Iran alle Hochschulen geschlossen).
Innensenator Lummer in West-Berlin wollte gar alle jugendlichen Ausländer ausweisen, die we-
niger als 5 Jahre in West-Berlin lebten.
Die Bundesregierung erkennt zwar den hohen Wert der deutschen Familie, beschloss aber un-
längst einen ganzen Katalog von Maßnahmen, der die Trennung von ausländischen Familien auf Jahre hinaus zur Folge hat.
DEMONSTRATIONam 6. Februar 1982,SAMSTAG 11.OO UHR ab KÖNIGSPLATZ
Nächstes Treffen des Arbeitskreises: Mi, 10. Februar 1982, 16.00 Uhr in den Räumen der ESG Friedrichstr. 25.
Für den Arbeitskreis „Mehr Ausländer an die Hochschulen! Bekämpft die Nationalisierung der Wissenschaft!“: Dieter Oelhaf, Fürstenriederstraße 26 8000 München 21
Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung