Materialien 1982

Rettet Neuhausen

Neun weitere Häuser sollen abgerissen werden!

Die Gesetzgeber in Bonn und die großzügige Zweckentfremdungspraxis der Stadtratsmehrheit haben allem Anschein nach die Spekulanten ermutigt, die Mieter-Vertreibung aus Neuhausen verstärkt fortzusetzen.

Wenn es nach den Spekulanten geht, sollen in der nächsten Zeit mindestens neun Häuser in Neuhausen mit ca. 200 Mietern dem Abrissbagger zum Opfer fallen. Die Stadt muss jeden Abriss genehmigen und tut dies erfahrungsgemäß im Interesse der Grundstückseigentümer auch meistens ziemlich „problemlos“.

Auf der Abbruchliste stehen: Schlörstraße 6, Blutenburgstraße 41, Leonrodstraße 21, Nymphenburgerstraße 26 und 28 und der dickste Brocken die Blutenburgstraße 66. Im Vorderhaus und in den drei Rückgebäuden wohnen über hundert Mieter.

Eine Versicherungsgesellschaft will das Grundstück bis zur Nymphenburgerstraße, wo ebenfalls zwei Häuser abgerissen werden sollen, lukrativ bebauen. Auf die Interessen der jetzigen Mieter wird dabei keine Rücksicht genommen. Die Versicherungsgesellschaft will zynischerweise erst das Grundstück erwerben, wenn eine Abrissgenehmigung vorliegt. Für diese wie für die jetzigen Eigentümer ist die derzeitige Bebauung mit den relativ niedrigen Mieten kein profitables Geschäft. Der Abriss und die Vertreibung der Mieter ist für die Spekulanten die Voraussetzung dafür ein profitables Projekt durchzuziehen, sei es in Form von teueren Miet- und Eigentumswohnungen oder vielleicht auch in Kombination mit gewerblichen Räumen.

Die jetzigen Mieter werden sich weder eine zu erwartende drei mal so hohe Miete mit womöglich noch gleich festgelegter Steigerung in der Zukunft gemäß dem neuen Staffelmietgesetz noch den Kauf einer solchen Wohnung leisten können. Deshalb haben sich die Mieter zu einer Mietergemeinschaft zusammengeschlossen. Sie wollen nicht untätig zusehen.

Die Bürgerinitiative „Rettet Neuhausen“ unterstützt die Mieter und fordert alle Bürger auf, den Ausverkauf Neuhausens zu verhindern. Jede Umwandlungsspekulation und jeder Hausabriss trifft uns alle. Die neuen Mietgesetzgebungen ermöglichen den Vermietern, die Mieten untragbar zu erhöhen und verleiten geradezu zur Zerstörung alten Wohnraums.

Gemeinsam mit den Bewohnern der Blutenburgstraße 66 laden wir Sie deshalb ein zum

Tag der „Offenen Tür“ und Hausfest
am 17. Juli 1982 ab 14 Uh
in der Blutenburgstraße 66

Informationen – Filme – Fotoausstellung – Musik – Stadträte im Kreuzverhör der Mieter – Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen – Kaffee und Kuchen – Würstel und Bier
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Überparteiliche Bürgerinitiative „Rettet Neuhausen“. Verantwortlich: Georg Janinhoff, Nymphenburgerstraße 106, E.i.S.


Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

Überraschung

Jahr: 1982
Bereich: Stadtviertel

Referenzen