Flusslandschaft 1962

Internationales

- Frankreich, Algerien, Polynesien
- Mexiko
- USA und Laos
- Spanien und BRD
- Mosambik
- USA und Brasilien
- Kuba, UdSSR und USA


FRANKREICH, ALGERIEN, POLYNESIEN

Seit 1954 kämpft die nationale Befreiungsfront FNL für die Souveränität Algeriens. Am 18. März 1962 entläßt Frankreich das Land in die staatliche Unabhängigkeit. Am 27. Juli verkündet Präsi-
dent de Gaulles seine Entscheidung, die französischen Atomtests von der algerischen Sahara auf die beiden Atolle Moruroa und Fangataufa nach Französisch-Polynesien zu verlegen. Für die Natur und die Ureinwohner, Maohis und Kanaken, beginnt dort eine Jahrzehnte andauernde Katastro-
phe.

MEXIKO

Der mexikanische Maler David Alfaro Siqueiros sitzt im Gefängnis in Mexiko-City. Von München aus wird eine Solidaritätskampagne eingeleitet.1

USA und LAOS

John F. Kennedy, der bekanntlich ein Berliner ist, genießt den Ruf eines engagiert demokratischen Saubermanns. Trotzdem: „Obwohl das Genfer Abkommen die Anwesenheit ausländischer Truppen in Laos verbietet, baut die CIA im Auftrag der Kennedy-Regierung eine geheime Armee, »L’Armée Clandestine«, auf, die auch in Vietnam eingreift. Ihr gehören 35.000 Angehörige der opiumanbau-
enden Bergstämme an. Die Kosten der Armee werden zum Teil aus den Profiten des Drogenge-
schäfts finanziert.“2

SPANIEN und BRD

Am 5. und 6. Juni findet in München der 4. internationale Kongress der Europäischen Bewegung statt. Nach ihrer Rückkehr nach Spanien werden fünf Oppositionspolitiker, die an diesem Kon-
gress teilgenommen haben, verhaftet und vor die Wahl gestellt, entweder einen Zwangswohnsitz angewiesen zu bekommen oder ins Exil zu gehen.

MOSAMBIK

Die Frente de Libertação de Moçambique (FRELIMO) gründet sich in diesem Jahr und erreicht am 25. Juni 1975 die Unabhängigkeit Mosambiks von Portugal.

USA und BRASILIEN

US-Präsident John F. Kennedy führt am 30. Juli ein Telefongespräch mit seinem Botschafter Lincoln Gordon, in dem er »Aufwendungen« im Umfang von acht Millionen US-Dollar ankündigt, mit denen »Voraussetzungen für einen Militärputsch gegen Goulart« geschaffen werden sollen. Er werde es nicht zulassen, dass Brasilien oder irgendein anderes Land der westlichen Hemisphäre
zum zweiten Kuba werde. CIA-Agent Philip Agee schreibt in sein Tagebuch am 7. Oktober: »Den größten Teil des Jahres haben sich die CIA-Station Rio de Janeiro und ihre zahlreichen Basen im Land in einer mehrere Millionen Dollar kostenden Kampagne … engagiert, um eine Gegenkraft
zum Linkstrend der Regierung Goulart zu bilden.«3

KUBA, UdSSR und USA

Ursprünglich standen die Revolutionäre um Fidel Castro den Kommunisten sehr skeptisch gegen-
über. Schließlich war die Kommunistische Partei unter dem gestürzten Diktator Fulgencio Battista legal und spielte eine nicht unwesentliche, aber lediglich folkloristische Rolle. Die Invasion in der Schweinebucht, die den Exilkubanern und US-Militärs misslang, veranlasste die revolutionäre Re-
gierung Kubas, sich neue Freunde zu suchen. Die Sowjetunion transportiert jetzt schwere Waffen nach Kuba und errichtet dort Raketenstellungen. Vom 2. Oktober bis 1. November wechseln zwi-
schen den USA und der Sowjetunion Drohungen und Ultimaten. Die Friedensbewegung bleibt während der Kuba-Krise merkwürdig stumm. Wie paralysiert schaut man vom Rande des Ab-
grunds, der sich für einen III. Weltkrieg öffnet, auf die Ereignisse.

(zuletzt geändert am 1.2.2020)


1 Siehe „Acht Jahre und zwanzig Monate Siqueiros im Kerker“.

2 Conrad Schuhler, Return to sender? In: konkret 11 vom November 2001, 17.

3 Philip Agee, CIA intern, Frankfurt/M. 1981.