Materialien 1986
Kommentar
Das Bild, das die bürgerliche Presse, damit meinen wir auch die TAZ, die SPD, die GRÜNEN und – soweit es die Spaltungsabsichten erfordern – auch die Bullen vom WAA-Widerstand aufbauen, entspricht nicht den Tatsachen.
Wir können uns gut vorstellen, dass dieses aufgebaute „Peacnickbild“ Leute, die gerade nicht in einem direkten Bezug zum Anti-WAA-Kampf stehen, abtörnt oder Leute, die sich schon einmal damit auseinandersetzten, durch die ungeführten Diskussionen die Lust verlieren, überhaupt noch was zu machen.
Für uns liegt im WAA Kampf aber immer noch ein wichtiger Ansatzpunkt.
Der folgende Artikel1 soll mal genauer auf die bisherige Entwicklung und Radikalisierung einge-
hen, auch unsere Schwierigkeiten mit der momentanen Situation ansprechen und neue Hand-
lungsweisen zur Diskussion stellen.
Unsere Beteiligung am Anti-WAA-Widerstand geschah nicht, um irgendwelche Bäume zu retten, sondern vielmehr aus dem Bewusstsein heraus, mit dem konkreten Ansatzpunkt WAA auch Atomstaat und das kapitalistische System überhaupt anzugreifen.
Außerdem ging es uns um die Entwicklung der Oberpfalz zu einer Region, deren Widerstand über den Kampf gegen dieses Großprojekt hinaus geht. Einen Widerstand, der das System in seiner Gesamtheit bekämpft, weil in den Erfahrungen im Anti-WAA-Kampf die ganze Dimension dieses Staates erlebt und begriffen wurde.
Unsere Aktionen, und auch unsere Diskussionen mit anderen Teilen des Anti-Waa-Kampfes ziel-
ten aus diesen Gründen immer auf eine Radikalisierung der gesamten Bewegung ab. So hielten wir z.B. das Konzept der Bauplatzbesetzung nach Rodungsbeginn aufrecht, als SPD, Bund Naturschutz und verschiedene Vertreter der BI’s zu einer diffusen Aktion-Menschenkette aufriefen. In dem da-
maligen Entwicklungsstand war eine Platzbesetzung das höchste der Gefühle. Nun ist diese Akti-
onsform endlich von einer breiten Masse aufgegriffen worden. Problematisch ist jedoch das Ein-
klinken der „Reformisten und Revisionisten“ in diese direkte Aktion, weil sie immer dafür zustän-
dig sind, den Widerstand in dem vorgegebenen Rahmen zu halten und ihn somit wirkungslos zu machen.
Die Wende, dass diese staatstragenden Organisationen plötzlich die Bauplatzbesetzung mittragen, läuft darauf hinaus, den Widerstand auf die rechtsstaatliche Protestebene zurückzuholen, weil es ihnen nicht um den Kampf gegen dieses System geht, sondern um die Auseinandersetzung (Verän-
derung!) innerhalb des Systems, was heißt Anerkennung ihrer moralischen Beweggründe, von Seit-
en des Staates.
DARAUF SCHEISSEN WIR !!!!!!!!!
RADIKAL GEGEN STAAT UND KAPITAL !!!!
Die momentane Ratlosigkeit auf Seiten der Autonomen resultiert wohl hauptsächlich daraus, dass mann und frau sich unüberlegt auf das zweite Hüttendorf stürzte. Es gab weder eine gemeinsame Idee über das – wie auf dem platz weiter – noch war geklärt, was wir nach der Räumung machen. Auf Grund dieser Konfusion entstand auch im Hüttendorf keine Kommunikation oder Strukturie-
rung unter den Autonomen.
Dies hatte unserer Meinung nach auch zur Folge, dass mangels einer weiteren offensiven Verbrei-
tung unserer radikalen politischen Inhalte der allgemeine Diskussionsstand von staatskonformen Wixern bestimmt wurde.
Um einer Radikalisierung und inhaltlichen Veränderung in Richtung antikapitalistischer/antiim-
perialistischer Bestimmung wieder näher zu kommen, müssen wir wieder in den Diskussionspro-
zess eingreifen. Dies kann natürlich nicht losgelöst von einer neuen Qualität unserer Aktionen ge-
schehen.
DEN STEIN IN DER HAND -
DIE FAUST GEBALLT -
GEGEN DIE SCHWEINE
HILFT NUR GEWALT !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
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1 Siehe „Warum wir hier sind“ in informationsdienst münchen 4 vom Januar 1986, 8 ff.
informationsdienst münchen 4 vom Januar 1986, 7.