Flusslandschaft 1963
Frieden/Abrüstung
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„Die kleinen gelben Klebezettel mit dem Ostermarschzeichen machen sich gut auf Briefkästen, Schaufensterscheiben, Ladentüren, in Telefonzellen, Büchern und vielen täglichen Gebrauchs-
gegenständen. Wir machen darauf aufmerksam, dass das Ankleben als Sachbeschädigung empfunden werden kann.“3
Am 12. April findet in München und in zehn weiteren Städten der Ostermarsch statt. Insgesamt beteiligen sich rund 30.000 Demonstranten, doppelt so viele wie im Vorjahr. Am 8. August wird die Ostermarsch-Bewegung in „Kampagne für Abrüstung“ umbenannt.4
Am 1. September demonstriert die Gewerkschaftsjugend gegen den Krieg: „…Mit dumpfen, leisen Trommelschlägen und schleifenden Knobelbechern marschiert das Gespenst des Todes durch München, Fackelschein zuckt über die schreckliche Bilanz zweier Weltkriege. ‚Warum gehst du in diesem Schweigemarsch mit?’ fragten wir junge Kollegen. Ein 22jähriger Engländer: ‚Ich möchte nicht, dass es wieder so kommt!’ Ein 23jähriges Mädchen von den Naturfreunden: ‚Hier habe ich Gelegenheit, zu zeigen, dass ich den Krieg hasse!’ Ein 19jähriger: ‚Weil ich gegen jede Art von Ge-
walttätigkeit bin!’ Ein 21jähriger: ‚Es ist eine Möglichkeit, die Schrecken des Krieges in Erinnerung zu rufen!’ Alle diese jungen Gewerkschafter wissen, was sie tun. Sie haben den Krieg nicht mehr bewusst miterlebt. Aber sie hatten unter den Folgen zu leiden. Sie sind fest entschlossen, den Krieg nicht nur zu hassen, sondern nach ihren Kräften dafür zu sorgen, dass sich dieser Wahnsinn nicht wiederholt. Sie gehen dafür auf die Straße – und das erfordert stets Mut. Mutlos werden allerdings kann man bei den Kommentaren mancher Zuschauer. Vor den Kinoplakaten, beim Spaziergang, vor dem Kneipenbummel werfen sie einen Blick auf den Fackelzug. Manche schweigend, manche lesen die Aufschriften der Transparente. Aber viele winken ab, überheblich lächelnd. Die jungen Gewerkschafter wollen gerade sie mahnen …“5
„Eine sehr wirksame Demonstration ist, sich in der Adventszeit als stilechter Nikolaus zu verkleiden und durch die belebtesten Geschäftsstraßen zu wandeln. Ein Unterschied besteht jedoch zwischen unserem Nikolaus und dem anderen: unserer trägt eine Gasmaske. Knecht Rupprecht verteilt Flugblätter, Luftballons u.ä.“6
1 alternative 29 vom April 1963, 43.
2 Archiv der Münchner Arbeiterbewegung
3 Krieg oder Frieden. Kampagne für Abrüstung. Kalender 1964, München 1963, Februar verso.
4 Flugblätter etc.: Stadtarchiv, Zeitgeschichtliche Sammlung 190/5.
5 Metall 19 vom 17. September 1963, 13.
6 Krieg oder Frieden. Kampagne für Abrüstung. Kalender 1964, München 1963, Dezember verso.