Flusslandschaft 1947
Flüchtlinge
„Am Sonntag, den 16. Februar 1947, versammelten sich in der Großküche in München 524 Dele-
gierte und über 200 Gäste zu der von schlesischen, sudetendeutschen und ostdeutschen Flücht-
lingsvertrauensleuten mit Unterstützung der Kommunistischen Partei einberufenen Landes-Flüchtlings-Konferenz. Die Delegierten wurden auf Hunderten von Flüchtlingsversammlungen in ganz Bayern gewählt. Sie kamen aus Dörfern und Städten und Lagern und Notunterkünften. Sie kamen nach München ohne Unterschied ihrer politischen Überzeugung und ihrer landsmann-
schaftlichen Zugehörigkeit, beseelt vom Wunsche, ihren Leidensgenossen zu helfen, und vom Willen erfüllt, für ihre Forderungen zu kämpfen. Der Landes-Flüchtlings-Konferenz wurden über 200 Resolutionen und Anträge vorgelegt, über 10.000 Unterschriften wurden als Zustimmungser-
klärung eingesendet und es meldeten sich 60 Delegierte zur Diskussion. – Im Verlaufe der Diskus-
sion sprachen: Ing. Krauß, Freilassing, Frau G., Weilheim, Richard Scheringer, Ingolstadt, Dr. Mücke, Hauptausschuß für Flüchtlinge und Ausgewiesene, Ernst Friese, Neuötting, Herr Tschör-
ner, Herr Weinhold, Wasserburg, Dr. Pokorny, München, Schmidt, Augsburg, Sladky Lichtenfels, Fischer, München, Eckl, Jugendvertreter, Regenstauf, Lindemann, Ebrach und der Vertreter der Kommunistischen Partei, Fritz Sperling …“1 Zwei Tage nach der Konferenz erlässt die bayrische Regierung ein Flüchtlings-Gesetz, ohne die Vorschläge der KPD zu berücksichtigen.
Eigentlich wäre die Lebensmittelversorgung in München gar nicht so schlecht, aber nach München ergießt sich ein überdurchschnittlich großer Flüchtlingsstrom. Ende August leben in München 28.026 Flüchtlinge, Ende Februar 1947 sind es 43.925 Flüchtlinge, über 5 Prozent der Gesamtein-
wohner.2
(zuletzt geändert am 25.2.2025)
1 Flüchtlinge im Kampf um eine neue Heimat. Bericht von der Landes-Flüchtlings-Konferenz München, 24. Februar 1947, 3.
2 Vgl.: Statistisches Amt der Landeshauptstadt (Hg.), Münchner Statistik 2/1947, 72, 30.