Materialien 1991

Disziplinarverfahren gegen Soldaten wegen Anti-Kriegs-Engagement

Zwei Soldaten der Panzerpionierlehrkompanie 560 (Funkkaserne) nahmen am diesjährigen Ostermarsch in Uniform teil. Da Markus Hank bereits in Uniform an einer Anti-Golf-Kriegsde-
monstration teilnahm und dafür eine Disziplinarbuße von 200,- DM bezahlen musste, erhielt er jetzt durch einen Beschluss des Truppendienstgerichts Süd sieben Tage Disziplinararrest, der allerdings wegen seines Widerspruchs noch nicht vollstreckt wurde. Seinem Kameraden wurden für die Ostermarschteilnahme 200,- DM auferlegt. Markus Hank erklärte dazu u.a.:

„… Wir haben die Bundeswehruniform nicht freiwillig angezogen, dieser Staat steckt uns ungefragt in den Kampfanzug. Doch mit dem Anziehen der Uniform lassen wir uns nicht zu einem willenlo-
sen Werkzeug machen, wir weigern uns, den Kopf mit dem Stahlhelm zu vertauschen. Um dies zum Ausdruck zu bringen, haben wir uns am Ostermarsch beteiligt. Es ist unserer Meinung nach notwendig, lautstark zu sagen, dass es für deutsche Großmachtpläne keine Erweiterung des Grund-
gesetzes geben darf. Es ist auch darauf hinzuweisen, dass unter dem Deckmantel von ,humanitärer Hilfe’ die Bundeswehr jetzt schon weltweit zum Einsatz kommt, was die nun geplante Entsendung von 2.000 deutschen Soldaten in den Iran zeigt …“

200,- DM sind viel bei einem Wehrsold von 345,- DM. Das Spendenkonto kann über die Redaktion erfragt werden, ferner sind Protestbriefe an die verantwortlichen Vorgesetzten gefragt.

(chi)


Münchner Lokalberichte 9 vom 1. Mai 1991, 1.