Materialien 1992

Lichter(eti)kettenschwindel oder: Feuer und Flamme für diesen Staat

Da standen sie nun, die Biedermenschen, staatsverträglich-militärisch in Reih’ und Glied wie im urgermanischen Fackelzug:

armleuchtend und über beide Pausbacken strahlend wie elektrische Kerzen an der Plastiktanne. Nichts gegen die weihnachtlichen Anwandlungen der GesinnungpazifistInnen und Erstdemons-
trantInnen, wurden sie doch mit ihrer guinessbuchverdächtigen Rekordmarke geradeheraus und gewollt jenen herrschenden LeistungsethikerInnen gerecht, die zur Zeit gerade mit vielen verord-
neten und geheuchelten Entschuldigungen jene aussortieren, die als „unnütze Fresser“ degradiert und verfolgt werden.

Während also der zweckverbundene Mob aus PolitikerInnen, GroßkapitalistInnen, FaschistInnen und HobbybrandstifterInnen bleistift-, keulen- und benzinkanisterschwingend raubend und mor-
dend durchs umnachtete Land zieht, sehen Otto und Emma NormalverbraucherIn dort erst Hand-
lungsbedarf, wo mit den Morden in Mölln nun AusländerInnen erster Klasse angegriffen wurden, nämlich erkennbar bruttosozialpoduktsteigernde und seit Jahren in Deutschland integrierte türki-
sche BürgerInnen.

Dieses moralisch verkleisterte Kastendenken manifestierte sich dann ausschließlich in einem irr-
lichternden Allgemeinplatz, der unverändert ebenso Anwendung finden könnte auf die Verhinde-
rung des Baus einer Umgehungsstraße durch Naturschutzgebiet oder die Erhöhung der Hunde-
steuer: EINE STADT SAGT NEIN

Auf die Idee, dass diese energiesparende Straßenillumination weder die faschistischen Banden an ihrer nationalsozialistischen Aufbauarbeit, noch die in Krisenzeiten profitbesorgten Parasiten in Politik und Wirtschaft an ihrer (inter)nationalen Sozialabbauarbeit hindert, darf die aufschwung-
verwöhnte Bourgeoisie nicht kommen. Angesichts solcher Verblendung gehen bei mir alle Lichter aus — ICH SAGE NEIN ZU DIESER STADT

Wem es ernst ist mit Antirassismus und Antifaschismus, die/der kann sich informieren und enga-
gieren u.a. beim:

# Aktionskomittee gg. Rassismus und Faschismus, Treffen: Donnerstags 19.30 Uhr im Studenten-
werk, Leopoldstr. 15, 8 M 40
# Münchner Bündnis gegen Rassismus, Kontakt: Martin, Tel.: 31 33 527
# lnfoladen, Breisacherstr. 12, 8 M 80, Tel.: 44 89 638
# Arbeitskreis Rechtsradikalismus, Tel.: 30 50 96

FrEsse


Stadtratte 12 vom Februar 1993, 3.

Überraschung

Jahr: 1992
Bereich: AusländerInnen

Referenzen