Flusslandschaft 1964

Militanz

Als Konsequenz aus den „Schwabinger Krawallen“ 1962 entsteht bei der Münchner Polizei der „Psychologische Dienst“.1

Am 5. November wird der Münchner Stadtpolizei zudem ein „Fernsehaufnahmewagen“ übergeben. Er dient nicht nur der mobilen Überwachung des Verkehrs. „… Aber nicht nur auf dem Gebiete der Verkehrsbeobachtung kann eine mobile Anlage Lücken füllen, die in der Fernsehüberwachung noch bestehen. Auch auf ordnungs- und sicherheitspolitischem Sektor besteht ein Bedürfnis, größere Menschenansammlungen, Aufmärsche, Versammlungen unter freiem Himmel, evtl. Streiks, Krawalle o.ä. im Bild zur Einsatzzentrale zu übertragen. Dadurch sollen der Einsatzleitung der genaue Ablauf der Dinge sichtbar gemacht und Veränderungen fortlaufend übermittelt werden. Durch Detailaufnahmen mit Teleobjektiv werden einzelne Gruppen selbst dann erkannt, wenn sie im Hintergrund auftreten … Die Einsatzbereitschaft der Fernsehanlage ist ständig gewährleistet. Bei Bedarf kann die Abberufung über Funk erfolgen. Am Einsatzort ist die Bildübertragung innerhalb zehn Minuten nach Eintreffen möglich. Dabei ist es gleichgültig, an welchem Punkt im Stadtgebiet die Übertragung erfolgt, da das Bild drahtlos zur Zentrale gelangt. Das Bedienungspersonal braucht bei der Inbetriebnahme das Fahrzeug grundsätzlich nicht zu verlassen, wodurch etwa bei Krawallen die Sicherheit der Beamten und der Einrichtungen gewahrt wird … Die Beobachtung von Menschenansammlungen mittels Fernsehanlage und die Übertragung des Bildes in die Zentrale kann … der Einsatzleitung den objektiven Ablauf der Dinge direkt übermitteln. Zeitverluste durch die Aufnahme von Einzelmeldungen und deren Koordinierung können vermieden werden. Durch Detailaufnahmen mit Teleobjektiv wird auch der Einsatzleitung der Blick ins rückwärtige Feld der Störer ermöglicht. Selbst die Überwachung einer Einzelperson ist durchaus möglich … Auch Randalierer und ‚besonders Aktive’ bleiben gerne in der Anonymität. Sobald mit der Möglichkeit gerechnet werden muss, beobachtet, fotografiert oder gar gefilmt zu werden, schwinden der Mut und der Drang, sich ‚stark hervorzutun’, meist schnell. Gerade bei jungen Leuten, die noch in der Ausbildung oder im Studium stehen, könnte hier eine dämpfende Wirkung erzielt werden. – Die Beobachtung und Überwachung mit einer mobilen Anlage ist auch bei Dunkelheit möglich. Fünf Scheinwerfer, rings um die Kamera montiert, bewegen sich mit dieser zusammen auf das jeweilige Objekt. Die Ausleuchtung ist dabei so gut, dass Einzelheiten erkannt werden können. Wesentlich für den Polizeieinsatz ist dabei, dass der Störer GEGEN das Licht, die Polizei aber mit dem Lichtkegel vorgehen kann …“2


1 Siehe Winters „Zwei Jahre nach den Schwabinger Krawallen …“.

2 „Die fahrbare Fernsehanlage der Stadtpolizei München“ von Polizeioberinspektor Josef Kistler in: Die Polizei vom Juni 1965, 167 f.