Materialien 1995
Diskriminierung im Frauencafé Glanz?
Das Frauencafé Glanz, im Frauenstadtteilzentrum, Sedanstr. 35, gerät jetzt öffentlich in die Schusslinie. Kritische Fragen stellte auf dem letzten Bezirksausschuss Bürger Klaus Mai, bis zur letzten Kommunalwahl selbst noch BA-Mitglied (SPD) und Unterausschussvorsitzender. Immer wieder würden, so Mai, im Frauencafé Glanz interessierte Gruppen – im aktuellen Fall ein Elternbeirats-Stammtisch – abgewiesen mit der Begründung, „dass dort Männer dabei sind“. Von entsprechenden Zurückweisungen habe er „nachgewiesenermaßen schon zehn Mal“ Kenntnis. Darüber hinaus seien im Frauenzentrum, in dem auch die Stadtteilinitiative für alleinerziehende Frauen untergebracht ist, Kinder von verheirateten Eltern offenbar „unerwünscht“. Auch hier wisse er von entsprechenden Fällen.
„Das geht in den Bereich der Diskriminierung hinein“, so Klaus Mai, der sich – nebenbei bemerkt – nach der letzten Kommunalwahl gerne als „Opfer der Frauenquote in der SPD-Fraktion“ bezeichnete. Mai fragte den BA, wer denn eigentlich für die Verteilung der Räume zuständig sei, immerhin werde diese Institution mit öffentlichen Mitteln gefördert: ,.Macht München geschlechtsspezifische Förderungen?“. Hier konterte Sigrid Pickhardt (Grüne): „Ja, München ist so frech. Es gibt geschlechtsspezifische Förderung. Das mag schmerzhaft sein, ist aber so.“
Dass es allerdings tatsächlich Probleme mit der „Belegung und Führung des Frauencafés“ gibt, musste Dr. Marita Panzer (SPD), Vorsitzende des Unterausschusses Frauen und Mädchen, eingestehen: „Wir haben das dort schon diskutiert“. Immerhin hat der BA-Unterausschuss seinen Tagungsort seit zwei Monaten ins Café Glanz verlegt. Für den 2. Mai sei bereits eine Diskussionsveranstaltung zu diesem Thema im Frauencafé vom Unterausschuss geplant.
Klaus Mais Anfrage wurde vom BA in den besagten Unterausschuss verwiesen. Dort sind – weil satzungemäß öffentlich – dann „auch Männer im Café Glanz zugelassen. Wie immer“, so die Ausschuss-Vorsitzende, seien „auch interessierte Männer“ bei den Sitzungen willkommen.
pil
Haidhauser Nachrichten 3 vom März 1995, 4 ff.