Materialien 1997
25. januar
Sehr verehrte Damen und Herren,
liebe Münchnerinnen und Münchner,
als Sohn von Georg Elser ist es mir eine große Freude, bei der heutigen Einweihung des Georg Elser-Platzes dabei zu sein. Es dürfte allgemein bekannt sein, dass ich 1930 in Konstanz unehelich geboren wurde und zwar als Sohn der Mathilde Niedermann und Georg Elser. Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen, bis meine Mutter 1939 Hans Bühl geheiratet hat, seither heiße ich Bühl. Im Januar 1945 ist mein Adoptivvater gefallen, meine Mutter selbst verstarb 1980.
Dass Georg Elser mein leiblicher Vater war, habe ich erst im Alter von ca. 7 Jahren erfahren, leider nicht von meiner Mutter, sondern von einem Schulkameraden. Derselbe hat mich auch 1939 dar-
auf aufmerksam gemacht, dass mein Vater der Attentäter vom Bürgerbräu-Keller war. Der Name Elser war bei mir zu Hause tabu, zumindest solange noch Krieg war. Meine Mutter besaß eine von meinem Vater gefertigte hölzerne Schmucktruhe, in der sie 2 Passbilder aufbewahrte. Auf meine Frage, wer dies sei, hat sie ein Bild vor meinen Augen zerrissen. Später hat sie mir gestanden, dass dies mein Vater gewesen sei. Ich kann mir nur vorstellen, dass das Verhältnis zwischen den beiden aus ging wegen einer anderen Frau. Leider hat sich meine Mutter nie darüber geäußert.
In die Familia Elser kam ich 1983 durch das Stück von Peter-Paul Zahl „Attentäter aus dem Volk“. An einem Samstag haben meine Frau und ich im Radio gehört, dass das Stück am Sonntag Abend letztmalig in Heidenheim aufgeführt wird. Wir haben uns sofort entschlossen, diese Aufführung anzuschauen. Leider war sie schon ausverkauft. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich erken-
nen zu geben. Seither stehen wir mit der Familie Elser in engem Kontakt, worüber ich sehr glück-
lich bin.
Das wärs. Für weitere Fragen stehe ich nach der Veranstaltung gerne zur Verfügung, ich werde sie beantworten, soweit ich es kann.
Es gibt ja schon in verschiedenen Städten Straßen und Plätze, die nach Georg Elser benannt wor-
den sind. Wir waren aber noch zu keiner Einweihung eingeladen. Hierfür danken wir allen maß-
geblich Beteiligten in München sehr.
Für Ihre Aufmerksamkeit danke ich Ihnen bestens.
Manfred Bühl
Manuskript, erhalten am 22. Februar 2011 von Hella Schlumberger