Materialien 1997

Seit 1994 ...

konnte der für das neonazistische Spektrum symbolisch so bedeutsame Aufmarsch zu Ehren des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß in Wunsiedel, der der Verherrlichung der NS-Diktatur dient, aufgrund von Verboten und polizeilichen Maßnahmen zunächst nicht mehr stattfinden; zahlreiche Aktionen der Neonazis endeten mit Massenverhaftungen. In der Szene breitete sich zunehmend Frust aus. Mit einem etwa 5.000-köpfigen Aufmarsch in München am 1. März 1997 gelang es der NPD jedoch, sich selbst und anderen Neonazis neues Selbstvertrauen zu geben. Diese Aktion wur-
de zum Symbol für die erweiterten Handlungsmöglichkeiten und Mobilisierungspotenziale der extremen Rechten; seitdem fanden wiederholt neonazistische Aufmärsche in dieser Größenord-
nung statt.

In einer Auswertung des Aufmarsches formulierten zwei der Organisatoren in der damaligen Zei-
tung der NPD-Jugendorganisation Einheit und Kampf die Wirkung: „Psychologisch ist durch Mün-
chen ein großer Durchbruch erzielt worden. Nach 4 Jahren Verboten und zunehmender Repres-
sion, hat die Szene wieder Tritt gefasst. […] Der Staat kann viele Jahre Einschüchterungsversuche zu den Akten legen und sich eine neue Taktik überlegen. München hat ein neues Selbstbewusstsein geschaffen, das sich auf jeden einzelnen Teilnehmer ausgewirkt hat und noch größere Bahnen zie-
hen wird.” Solche Mobilisierungsmöglichkeiten vor Augen, haben die Neonazis in der Bundesrepu-
blik Deutschland im letzten Jahrzehnt ganz gezielt das Instrument „Demonstration“ als Teil ihres Aktionsrepertoires eingesetzt.


www.bgrmagdeburg.wordpress.com/2009/01/05/der-neonazistische-%E2%80%9Ekampf-um-die-strase%E2%80%9C/

Überraschung

Jahr: 1997
Bereich: Gedenken