Materialien 1997
8. Mai ...
Fahrrad-Demo, ca. 80 Personen nur aus München. Vor allem die Reaktion von Asylsuchenden auf eine kurze Rede von M. Cisse in Französisch, kurze Reden auf Türkisch und Englisch vor dem zen-
tralen Münchener Asylbewerberheim, war sehr gut. Viele kamen raus und wollten Informationen und Kontakte mit Cisse. Aus dem Fenster wurde uns zugejubelt und Fäuste wurden hochgestreckt.
Einige PassantInnen reagierten sehr interessiert auf unsere Fahrrad-Demo. Eine angehende Jour-
nalistin der SZ begleitete uns auf dem Fahrrad und hat einen kleinen Artikel in der SZ gebracht. Am Wittelsbacher Platz, (ehemalige Gestapo-Zentrale, jetzt Siemens-Hauptverwaltung1) war ein Team von TV München anwesend, die dieses Stadium der Fahrrad-Demo filmte, und den Bericht-
erstattenden interviewten (ob es am Abend gesendet worden ist, kann ich nicht sagen). An der Abschlusslundgebung nahmen ca. 150 Personen teil.
Allein aus Nürnberg war ein Bus mit 40, hauptsächlich IG Metall-Mitgliedern, aber auch von der ÖTV und HBV gekommen (SEL-Alcatel, Markauf, Alumetall, „Müller-Weigert“). Wie sich später herausstellte, waren aber auch einige Kollegen aus Nürnberg mit Privatautos gekommen, dabei einige organisierte AnhängerInnen der Riffundazione Communista aus Nürnberg. Beim geselligen Zusammensein nach der Aktion konnten wichtige Kontakte geknüpft werden. Der 8. Mai wurde, auch wegen der Tatsache, dass es an einem Feiertag bei einer Saukälte und zum Teil bei strömen-
dem Regen stattfinden musste, als ein Erfolg gerechnet.
9. Mai: Im Rahmen der Münchner Euromarsch-Initiative haben zwei junge Kollegen in München (die beiden, die auch in Amsterdam waren) ziemlich unabhängig von der Initiative ein „Soli-Kon-
zert“ zum Euromarsch in einer Kneipe organisiert. Weil die Band kurzfristig ausfiel, wurde daraus ein „Soli-Disco-Abend“. Es waren etwa 100 bis 120 Personen anwesend, wovon allerdings relativ wenige sich wirklich für den Euro-Marsch interessierten. Es wurde, von den beiden jungen Kolle-
gen organisiert, noch in einem Nebenraum ein Referat zur Entstehung der Initiative des Euromar-
sches und ein Referat zur Geschichte der EU gehalten. Daran nahmen ca. 20 Personen (überwie-
gend Jugendliche) teil. Wenn ein Überschuss entstanden ist, soll das der Münchner „Euromarsch“-
Initiative gespendet werden.
MarschiererInnen: Aus München konnten leider keine DauermarschiererInnen gewonnen werden. Allerdings haben sich drei DauermarschiererInnen aus Landshut über München auf den Weg nach Amsterdam gemacht. Sie wurden vom Berichterstattenden betreut und beherbergt. Es handelt sich um zwei junge Frauen und einen jungen Mann, die zur Zeit arbeitslos sind.
10. Mai: Abfahrt nach Augsburg, die drei DauermarschiererInnen + 4 Mitglieder der Münchener Initiative. In Augsburg Empfang durch die dortige Initiative am Bahnhof, kleine Kundgebung an einem zentralen Platz in Augsburg (ca. 40 Personen). PressevertreterInnen aus Augsburg waren anwesend (AZ Augsburg). Es wurde fleissig fotografiert (was in der Presse dann erschienen ist, ent-
zieht sich noch meiner Kenntnis).
Anschliessend Fahrrad-Demo (26 TeilnehmerInnen) durch das ehemalige Augsburger Textilindu-
strie-Viertel, mit kleinen Aufenthalten, bei denen über die Geschichte des jeweiligen Betriebs refe-
riert wurde. Danach Einkehr in einem Biergarten. Auch hier konnten interessante Kontakte ge-
knüpft werden. In Augsburg stiess eine Kollegin aus Nürnberg zu den Dauermarschierenden, die zwei Tage davor in München aus familiären Gründen plötzlich verhindert gewesen war. Sie will zunächst bis Mannheim mitgehen, danach nach Hause, und sich später wieder irgendwo auf der Rhein-Route einklinken.
Das nächste Treffen der Münchner Initiative findet am Do., den 15. Mai 19:00 in der FASA, Göthe-
str. 21, statt. Neben einer geplanten Mobilisierung für den Bus am 13. Juni nach Amsterdam wer-
den wir versuchen, noch Aktivitäten zu den Themen des Euromarsches zu entwickeln.
Christiaan Boissevain
14. Mai 1997
www.link-m.de/heinsiedel/eurom/
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1 Hier irrt der Autor. Die Gestapo-Zentrale war im Wittelsbacher Palais Ecke Türken-/Briennerstraße, heute Bayerische Landesbank.