Materialien 1999

Wat'n Schiet!

„Jetzt geht’s um die Wurst“, heißt das neue Faltblatt des Kinder- und Jugendforums, aber es hätte auch heißen können: „Jetzt wird’s ekelhaft“. Also, Herrschaften, Nase zuhalten und durch!

Beim Münchner Kinder- und Jugendforum beschweren sich unsere minderjährigen Mitbürgerinnen immer wieder, daß ihre spärlichen Spielplätze und Sandkästen, aber auch Parks, Wege und Spielwiesen von Hundehaufen übersät sind. Das ist nicht nur widerlich, sondern bekanntlich auch gesundheitsgefährdend. Obwohl Hundehalter zur Beseitigung des Kots verpflichtet sind, haben sich jetzt die Kinder allerhand Gedanken gemacht, wie man die Hundehalter – in netter Form – auf ihr ordnungswidriges Verhalten aufmerksam machen und ihnen die Arbeit erleichtern könnte (siehe auch Kasten): Schaufel und Besen an allen städtischen Mülleimern anbringen oder dem Hundefutter ein Gratis-Schäufelchen beilegen oder den Kot mit Eisspray einfrieren und ihn dadurch handhabbar machen etc. Zunächst mal hat aber der AK Kinderforum gemeinsam mit dem Baureferat ein Faltblatt herausgebracht. das den Hundehaltern erklärt, warum sie bitte so lieb sein sollen und ihren Dreck wegputzen. Kinder und andere Interessierte können sich das Faltblatt in der Münchner Stadtinformation am Marienplatz abholen oder es sich vom Kinder- und Jugendforum zuschicken lassen (Tel.: 821 11 00, Fax: 820 59 78). In Grünanlagen aller Art können Kinder das Faltblatt an Hundehalter verteilen.

kat
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Überraschung: Das Faltblatt erläutert, wie das Hundedrecksproblem in anderen Ländern gehandhabt wird. Erstaunlicherweise beseitigen Hundehalter den Kot in Skandinavien, in der Schweiz und in den USA traditionell selbst, in anderen Ländern wie Großbritannien, Holland und Italien klappt’s, weil andernfalls hohe Geldbußen verhängt werden. – Wieso haben die ordentlichen Deutschen dieses Problem? Wieso schickt man nicht Parkwächter, Ordnungshüter und Kriminalisten in den Park, um heftigste Geldbußen abzukassieren, sondern unglückliche Kinder, die sich mit ignoranten Hundehaltern samt ihren furchtbar gezähnten stadtneurotischen Tölen auseinandersetzen müssen?

Hier spricht zugegebenermaßen keine Hundefreundin. 35.000 Köter gibt es laut Faltblatt in dieser Stadt – und es sind genau 35.000 zu viel. Mit einer Tierliebe, die riesige Hunde und degenerierte Kläffer in winzige Stadtwohnungen einsperrt und die Biester dreimal am Tag um den Block zerrt, kann es ohnehin nicht weit her sein, von Menschenliebe ganz zu schweigen. Köter brauchen nicht erst in den Sandkasten zu scheißen, sie sind schon durch ihre bloße sabbernde und kläffende Präsenz eine permanente Belästigung, gar nicht zu reden von ihren scheußlichen, auf- und zuklappenden und völlig unberechenbaren Gebissen. Bürgermeisterin Burkert beteuert im Faltblatt, Hunde würden das Stadtleben bereichern und seien oft der einzige tierische Umgang für das Stadtkind. Dem muss nachdrücklichst widersprochen werden!! Eine hundefreie Stadt kommt für mich gleich nach der autofreien – wobei zu überlegen wäre, wie man diese beiden Ziele strategisch klug miteinander verknüpfen könnte -, und für Kinder gibt es so viel nettere, freundlichere und klügere Tiere ohne Risiken und Nebenwirkungen wie Dreck, Lärm und Zähne.

kat


Haidhauser Nachrichten 6 vom Juni 1999, 12.

Überraschung

Jahr: 1999
Bereich: Kinder

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