Materialien 1999
Antischwule Gewalttaten
(rlz) Beim Anti-Gewalt-Projekt (AGP) im Sub gingen in den letzten Wochen zahlreiche Meldungen von antischwulen Übergriffen ein, die wir hier dokumentieren.
Gewalttaten im Umfeld des Christopher-Street-Day
Während des Straßenfestes am Marienplatz wurde ein schwules Paar in der S-Bahnstation von drei Männern und einer Frau mit schwulenfeindlichen Beschimpfungen attackiert. Die Täter fuhren dann mit der selben S-Bahn und verfolgten die beiden am Stachus beim Umsteigen in die U-Bahn. Sie versuchten, sie anzugreifen und warfen schließlich einen Bierkrug, der einen der beiden nur knapp verfehlte und an der Wand zerschellte.
Auf dem Nachhauseweg von einer CSD-Feier wurde ein schwules Paar in der Baaderstraße von zwei Männern zunächst mit schwulenfeindlichen Parolen beschimpft und dann angegriffen. Dabei wurde eines der Opfer, das behindert ist, schwer verletzt. Die Betroffenen zeigten die Tat als schwulenfeindlichen Übergriff bei der Polizei an.
Überfall in der Müllerstraße
Zwei junge Männer überfielen einen schwulen Mann in der Müllerstraße. Mit der Beschimpfung „Du schwule Sau“ griffen sie ihn an und schlugen ihn zu Boden. Er erlitt mehrere Platzwunden am Kopf und musste vom herbeigerufenen Notarzt versorgt werden. Die Täter, die nach Angaben des Opfers mit südosteuropäischem Akzent sprachen, flüchteten. Das Opfer zeigte die Tat als schwulenfeindlichen Übergriff bei der Polizei an.
Überfall in der Reisingerstraße
Vor einem schwulen Lokal wurde ein schwuler Mann zusammengeschlagen und schwer verletzt. Der Täter hatte an der Thalkirchner Straße Blickkontakt mit dem Opfer aufgenommen und folgte diesem in die Reisingerstraße zu einem schwulen Lokal. Als das Opfer versuchte, den Mann vor dem Lokal anzusprechen, schrie dieser „Du schwule Sau, ich schlag Dich zusammen, Du Schwuchtel“. Dann stieß er ihn mit voller Wucht gegen einen Baum und schlug auf ihn ein. Das Opfer wehrte sich, trug aber mehrere Verletzungen davon. Der Wirt des schwulen Lokals verständigte die Polizei, bei der das Opfer die Tat als schwulenfeindlichen Übergriff anzeigte. Die Polizei brachte das Opfer ins Krankenhaus.
Auf der Klappe zusammengeschlagen
Auf der Klappe am Kolumbusplatz wurde ein schwuler Mann von einem 16 – 20jährigen Jugendlichen bedroht und misshandelt. Der Täter ging dabei mit extremer Brutalität vor: Er hielt den Mann ca. eine Viertelstunde lang fest, schlug immer wieder auf ihn ein, verlangte seinen Ausweis und merkte sich Namen und Adresse. Er drohte dem Mann damit, dass er ihn umbringen werde, wenn er ihn nochmal erwische.
Schwules Paar auf Flohmarkt angegriffen
Auf dem Flohmarkt in der Arnulfstraße wurde ein schwules Paar von drei Männern, die dort einen Stand hatten, schwulenfeindlich beschimpft und dann mit einer Bierflasche und einem Stock angegriffen. Einer der beiden erlitt dabei mehrere Verletzungen. Das Opfer berichtete, dass die Sanitäter des herbeigerufenen Sankas mit Vorbehalten reagierten, als er erklärte, dass er HIV-positiv sei. So seien sie ohne Blaulicht gefahren, obwohl der Verdacht auf eine Schädelfraktur bestanden habe. In der Kieferchirurgie, wohin das Opfer aufgrund seiner Verletzungen gebracht werden wollte, habe er zu Fuß vom Auto in den Behandlungsraum gehen müssen. Das Personal dort habe es dann abgelehnt, ihn zu behandeln, und ihn ohne jede Untersuchung in die Chirurgische Klinik weitergeschickt. Den Übergriff auf dem Flohmarkt hat das Paar bei der Polizei angezeigt.
Schaufensterscheibe der AIDS-Hilfe eingeschlagen
Die Schaufensterscheibe des Café Regenbogen der Münchner AIDS-Hilfe in der Lindwurmstraße wurde von Unbekannten eingeschlagen. Es ist unklar, ob ein Zusammenhang zu den Vorfällen vor einigen Wochen besteht: Wie vom AGP berichtet, waren Skinheads im Café Regenbogen und im schwulen Zentrum Sub aufgetaucht und hatten unter schwulenfeindlichen Parolen Gäste angepöbelt und Gegenstände beschädigt. Im Sub hatten sie beim Verlassen versucht, die Scheibe einzuschlagen.
Zeitung rosa liste münchen. Nachrichten der schwul-lesbischen WählerInnen-Initiative für München 26 vom August/September 1999, 1 ff.