Materialien 2003
München: Brutale Abschiebung nach Togo
von caravan – 11. Februar 2003
Am Donnerstag, dem 6. Februar, wurde Frau Dokpe Dikewu, die seit 12 Jahren in Deutschland lebt, überraschend vom BGS festgenommen und Samstag im Morgengrauen abgeschoben.
Am Samstag, dem 8. Februar, wurde Frau Dope Bickewu vom Flughafen München aus nach Togo abgeschoben. Während des Fluges wurde sie von den drei diensthabenden BGS Beamten brutal misshandelt …
Ihr Verlobter, den sie heute, Montag, dem 10. Februar, heiraten wollte, und ihre Familie versuchten alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die Abschiebung zu verhindern. Das KVR hätte aufgrund der bevorstehenden Eheschließung die Möglichkeit gehabt, den Abschiebe-Bescheid rückgängig zu machen. Die Sachbearbeiterin und ihre Vorgesetzten waren jedoch unwillig, diesen Argumenten Gehör zu schenken.
Ebenso wenig am Schicksal der Familie Dikewu interessiert zeigte sich die Fluggesellschaft Air France, mit deren Maschine die Abschiebung vollzogen wurde. Eine Menschenrechtsgruppe informierte diese frühzeitig von den Umständen der Abschiebung und bat darum, sie abzubrechen. Doch weder die Airline noch der Pilot, der auf die massive körperliche Misshandlung von Seiten der BGS Beamten mit dem Kommentar „Dich bringen wir schon zurück in deinen Dschungel“ seine Position deutlich machte, reagierten. In Maschinen der Air France starben bei Abschiebungen allein vergangenen Monat zwei Menschen. Die Ermittlungen gegen das polizeiliche „Begleitpersonal“ laufen noch.
Nach Aussage der Schwester wurde Frau Dokpe Dikewu von den Beamten im Flugzeug der Arm gebrochen. Am ganzen Körper habe sie schwere Blutergüsse. Zurück bleiben nun der Verlobte, die dreijährige Tochter, die drei Kinder ihrer verstorbenen Schwester, sowie die Mutter von Frau Dikewu, die nach der Nachricht über die Abschiebung ihre Tochter einen Herzinfarkt erlitt. Gegen die diensthabenden BGS Beamten wird eine Anzeige wegen schwerer Körperverletzung erfolgen. Auch das KVR kann mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde rechnen, zumal das der dritte Fall in Folge ist, in dem eine bevorstehende Eheschließung konsequent ignoriert wurde.
Der Bayerische Flüchtlingsrat und die Karawane sehen dies nicht als einen tragischen Einzelfall, sondern vielmehr als die logische und immanent präsente Konsequenz der deutschen Abschiebepolitik. Dieses Unrecht darf nicht stillschweigend hingenommen werden!