Materialien 2003

Rede von Jan Tepperies am 31. März 2003

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

ich möchte heute eine Rede halten, die ich am 25. September 1999 vor einer Flüchtlingsunterkunft in der Schleißheimerstraße schon einmal gehalten habe, anlässlich eines zwangsweisen „Sammeltermins zur Beschaffung von Passersatzpapieren“. Zusammen mit der Botschaft von Sri Lanka sollte dort die Voraussetzung für eine zügige Abschiebung nicht anerkannter Flüchtlinge nach Sri Lanka geschaffen werden. Leider waren damals nur wenige Menschen bei dieser Kundgebung, und davon noch weniger mit einem deutschen Pass.

Also:

„Wir stehen hier, weil eine unmenschliche Praxis der Politik zur Normalität geworden ist. Die Abschiebung! Und ich stelle mir die Frage: welche Interessen stehen dahinter, was bewegt die Herrschenden, den Rassismus zu schüren und zu benutzen?

Stellen wir uns gemeinsam eine Welt vor, in der das Recht auf Flucht und Zukunft absolut verwirklicht ist:

Die Menschen könnten aus Kriegsgebieten flüchten, in die Länder, aus denen die Waffen stammen und die sich auch damit ihren Wohlstand erkaufen. Deserteure könnten fliehen, weil sie einfach keine Lust mehr auf Krieg hätten, in die Länder, die selbst hin und wieder Krieg führen wollen, um ihre Rohstoffquellen und Absatzmärkte zu sichern.

Man stelle sich die verheerende Wirkung solcher Geschehnisse auf die „Kampfmoral der Jungs“ vor, so nannte es unser Kriegsminister mit Bezug auf die bundesdeutschen Soldaten

Wir stellen uns weiter vor, Menschen könnten vor Diktatoren fliehen, in die Länder, von denen diese Dikatoren gepusht, finanziert und hofiert werden oder wurden. Wir stellen uns vor, die Menschen könnten vor Hunger und Elend fliehen, in die Länder, die ihre Verschuldung nicht aufheben, im Gegenteil, noch verschärfen, und für die Wirtschaftshilfe im besten Fall nur Imagepflege ist, aber meistens ein Instrument der Einflussnahme und Beherrschung, ein Machtinstrument eben.

Solche und ähnliche Gründe gibt es noch mehr. Also ist die Frage nach dem Recht auf Flucht und Zuflucht letztendlich auch eine Frage nach dem Krieg und Frieden in dieser Welt. Deshalb fordern wir den sofortigen Abschiebestopp, das Ende dieser unmenschlichen Praxis.“

Soweit zu meinem kleinen Rückblick. Diese Rede ist leider heute noch aktuell, die Situation der Flüchtlinge ist schlechter denn je.

Wer über Frieden spricht, darf die Menschen in den übrigen Krisengebieten dieser Welt nicht vergessen, auch wenn dort noch nicht direkt Krieg herrscht. Und wir müssen die bundesdeutsche Politik, und wie friedliebend sie einzuschätzen ist, auch am Umgang mit Migrantinnen und Migranten messen.

Danke für Ihre/Eure Aufmerksamkeit!


www.gegen-krieg-und-rassismus.de/

Überraschung

Jahr: 2003
Bereich: Internationales