Materialien 2005

Erklärung zu den Angriffen auf Lidl

An dieser Stelle dokumentieren wir eine Erklärung, die uns zugekommen ist.

In der Nacht vom 22./23.11.05 wurden in München bei den Lidl-Filialen in der Rainfarn- bzw. Belgradstraße die Eingangstür entglast und die Parole „Arbeiterfeind Lidl angreifen“ gesprüht. An die Wand der Filiale in Neu-Aubing wurde ebenfalls eine Parole angebracht.

Der kapitalistische Handelskonzern Lidl, bekannt durch seine Billigangebote, mit denen er andere Einzelhändler niederkonkurriert, zeichnet sich schon seit jeher durch seine besonders miesen und kriminellen Ausbeutungsbedingungen aus. Den KollegInnen werden elementarste demokratische und gewerkschaftliche Mitbestimmungsrechte, wie z.B. Betriebsräte, verweigert.

In München wurde die Kollegin Andrea fristlos gefeuert, weil sie in der Filiale Berg am Laim einen Betriebsrat gründen wollte. Im Juli 2005 haben sich KollegInnen der Filialen in Calw (Baden-Württenberg), Forchheim und Bamberg (Bayern) im Rahmen des Tarifkampfes im Einzelhandel an Warnstreiks beteiligt. Die Filiale in Forchheim ist daraufhin vom Lidl-Konzern ausgegliedert worden und soll nur noch Verwertungsmarkt für Aktionsware sein. In Calw wurde die Filiale trotz einer Androhung von 250.000.- Ordnungsgeld des Arbeitsgerichts Karlsruhe ganz dicht gemacht. Ein von Lidl angeheuerter Schlägertrupp schreckte nicht davor zurück, einen sich mit den KollegInnen solidarisierenden Kunden mit dem Auto anzufahren und so schwer zu verletzen, dass jener im Krankenhaus behandelt werden musste.

Der Großkonzern Lidl ist nur ein Beispiel dafür, wie das Kapital in der Krise weder vor den miesesten Ausbeutungsbedingungen noch vor kriminellen Methoden zurückschreckt, um seine Profite zu sichern. Sich im Kampf gegen das Kapital auf einen bürgerlichen Staat zu verlassen, dessen neue Regierung in ihrem Koalitionsvertrag der lohnabhängigen Klasse milliardenschwere Opfer aufbürdet und die wachsenden Gewinne unangetastet lässt, ist reiner Selbstbetrug.

Wir müssen auf die eigene Stärke bauen und uns beispielsweise in kämpferischen Gewerkschaften organisieren. Die Lidl-Kampagne der Gewerkschaft Verdi/Fachbereich Handel ist zu begrüßen, aber die Schwerpunktsetzung auf die Zusammenarbeit mit bürgerlichen Kräften wie z.B. Kirchenleuten, und mögen sie für ihre Verhältnisse noch so fortschrittlich sein, halten wir für falsch. Kriminelle Lidl-Methoden können nicht weggebetet werden.

Stattdessen muss die Hauptenergie auf den Aufbau einer Aktionseinheit mit anderen Fachbereichen von Verdi, anderen Gewerkschaften, Erwerbsloseninitiativen und linken Gruppen gelegt werden.

Da Lidl inzwischen ein international agierender Konzern ist, darf auch die Zusammenarbeit mit fortschrittlichen Menschen in anderen Ländern gegen Lidl nicht vernachlässigt werden. Nur der praktisch umgesetzte Internationalismus wird uns in Zukunft erfolgreiche Kämpfe gegen das Kapital ermöglichen!

Legale Öffentlichkeits-, Gewerkschafts- und Betriebsratsarbeit alleine genügen nicht, um den notwendigen Druck auf Lidl oder irgendeinen anderen Kapitalisten auszuüben. Sie muss ergänzt werden durch eine militant-illegale Ebene, eine Ebene, auf der Konzerne wie Lidl schon längst operieren!

Solidarität mit dem gewerkschaftlichen Kampf der Lidl-Kolleglnnen!

Dem Ausbeuterkonzern Lidl und seinen kriminellen Methoden die gebührende Antwort erteilen!

Den revolutionären Kampf um eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung organisiert vorantreiben!

militante Anti-Lidl Zellen


Pro*K. Zeitung des revolutionären Aufbau München 25 vom Februar 2006, 1 ff.