Materialien 2007

Was ist der 8. März?

Anfang des 20. Jahrhunderts streikten in den USA Arbeiterinnen unterschiedlicher Branchen für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen. Am 8. März 1908 kam es zu massiven Auseinandersetzungen in einer New Yorker Textilfabrik, bei denen 129 Arbeiterinnen durch ein Feuer starben. Seither gehen Frauen weltweit am 8. März auf die Straße und kämpfen gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Und so werden auch wir hier in München dieses Jahr zu diesem Tag wieder entschlossen für die Verbesserung unserer Arbeits- und Lebensbedingungen eintreten. Denn auch wenn sich die Frauen- und Arbeiterinnenbewegung in der Vergangenheit viele Rechte erkämpfen konnten, sind wir Frauen bis heute in den verschiedenen Lebensbereichen benachteiligt.

Sozialkahlschlag – besonders gegen Frauen

Wir Frauen sind es, die in einem Klima sinkender Löhne und der generellen Verschlechterung von Arbeitsbedingungen besonders stark von ungesicherten Lebensverhältnissen betroffen sind. „Im Vergleich zu 1991 hatte 2004 in Deutschland gelegentliche Sonn- und Feiertagsarbeit bei Männern um 21 % und bei Frauen um 65 % zugenommen“ (Statistisches Bundesamt 2005). Außerdem arbeiten in der BRD 42 % der beschäftigten Frauen, aber nur 6 % der Männer als Teilzeitkraft (Mikrozensus 2004). Bedenkt frau die nicht eben gut bezahlten sogenannten typischen Frauenberufe wie Frisörin oder Kinderpflegerin, wird klar, dass die Existenz von Frauen wenig gesichert ist. Im Durchschnitt, verdienen wir Frauen in Europa rund 25 % weniger als Männer (Europäische Kommission 1999). Mit der enormen Zunahme befristeter Beschäftigung in den letzten Jahren werden die erkämpften Regelungen zum Mutterschutz und die Zukunftssicherheit von Frauen zusätzlich außer Kraft gesetzt. Der grundrechtswidrige Arbeitszwang im Zuge der Hartz-Gesetze und die gleichzeitig fehlenden staatlich finanzierten Kinderbetreuungseinrichtungen tun ihr übriges, um Frauen mit Kindern für ein existenzsicherndes Leben entweder in starke Abhängigkeit zum Mann zu zwingen oder aber ihnen enorme Kräfte abzuverlangen. Beides jedoch widerspricht einem menschenwürdigen Leben! Die Einführung des Elterngeldes bringt in dieser Hinsicht keine wesentliche Verbesserung. Im Gegenteil. Das Elterngeld verstärkt bestehende soziale Ungleichheit durch die Bevorzugung Besserverdienender, festangestellter Eltern. Hinzu kommt, dass für bestimmte Gruppen von Migrantinnen die Hürden für den Bezug von Elterngeld höher sind. Doch sind es gerade Einwanderinnen, die jenen vom Elterngeld profitierenden Besserverdienenden durch ihre Dienste als Hausmädchen – angesichts der eben fehlenden staatlichen Kinderbetreuungseinrichtungen – Berufskarrieren ermöglichen. Gerade Frauen aus Nicht-EU-Staaten und ohne deutschen Pass müssen bei alldem meist unter weit schlechteren Arbeitbedingungen schuften. Besonders ungesichert ist die Situation von illegalisierten Frauen, die aufgrund fehlender Papiere jede noch so menschenunwürdige Arbeitssituation hinnehmen müssen. Doch meist ist das, was sie hierzulande erleben, noch weit angenehmer als Arbeitsbedingungen im Herkunftsland, wo vielerorts jegliche gewerkschaftliche Organisierung verboten und für den Lohn nicht einmal die Ernährung der Kinder sichergestellt ist. An oberster Stelle in der Liste der menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen, und das egal in welchem Land, steht die Zwangsprostitution. Hier werden Frauen für den Profit der Männer in kürzester Zeit vollkommen zerstört.

Für eine Welt ohne Ausbeutung und Diskriminierung!

Wir denken, dass wir diese beschissenen Lebensverhältnisse nur abschaffen können, wenn wir uns gemeinsam dagegen wehren. Dazu müssen wir uns organisieren gegen jegliche Form der Unterdrückung. Denn die Befreiung der Frau ist unmittelbar verknüpft mit der Befreiung von sexistischer Diskriminierung, sowie den kapitalistischen Ausbeutungsverhältnissen in der heutigen Gesellschaft.


Münchner Lokalberichte 5 vom 1. März 2007, 4.

Überraschung

Jahr: 2007
Bereich: Frauen

Referenzen