Materialien 2008

Eine Beobachterin ...

die den Umsturz der DDR miterlebt hatte, wundert sich im nachhinein über die in der DDR vergleichsweise minimale Polizeipräsenz, ging es doch damals tatsächlich um den Bestand der Republik: „Nach der Demonstration heute (gegen die ‚Sicherheitskonferenz’ 2008) abend, die erfreulich ruhig verlaufen ist, möchte ich als geübte Montagsdemonstrantin – die ‚echten’ meine ich vom Herbst 1989 – noch ein paar persönliche Gedanken loswerden. Denn es gab zwei Dinge, die mich heute (Samstag) Abend sehr erstaunt haben. Zum einen schätze ich mal, daß das Auf-
gebot an Polizei heute abend größer war als jenes, das die DDR vor knapp 18 1/2 Jahren in Mag-
deburg gegen tatsächlich staatsfeindliche Demonstrationen (anders kann man es letztlich nicht nennen), aufzubieten hatte. Gut, damals hielt sich Polizei (und Militär?) in Seitenstraßen versteckt – im Vorübergehen konnte man sie sehen – und man interessierte sich nicht wirklich dafür, wie-
viele dort tatsächlich stehen. Heute abend standen die Einsatzwagen zwar auch in den Seitenstra-
ßen, aber die Polizei war so präsent, daß sie das Bild des Marienplatzes fast bestimmte.“

Ironisch fährt sie fort: „Was mich dann aber so richtig erstaunt hat, war die Tatsache, daß sich die Polizisten den Demonstranten anschlossen und zusammen mit Autonomen, Attacies, Friedensak-
tivisten, Antirassisten und anderen Demokraten durch die Münchner Innenstadt zogen und dabei sogar einen schützenden Ring um die bürgerlichen Demonstranten bildeten, damit auch ja nie-
mand deren Recht zur freien Meinungsäußerung gefährden könne … Das hat mich dann direkt wieder ausgesöhnt mit diesem Staat, in den mich meine Demonstrierfreudigkeit vor über 18 Jah-
ren gebracht hat.“


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