Flusslandschaft 1966
Zensur
„Die Humanistische Studentenunion München protestierte in einem Flugblatt Anfang Januar un-
ter der Überschrift ‚Ist der AStA die Executive der theologischen Fakultät?’ dagegen, dass der AStA-Vorsitzende der Münchner Universität eine Lesung des ‚Liebeskonzils’ von Oskar Panizza durch eine studenteneigene Studiobühne unterbunden hatte. Die szenische Lesung des um die Jahrhundertwende geschriebenen zeitsatirischen Stücks, das seinem Autor eine einjährige Gefäng-
nisstrafe wegen Gotteslästerung eingetragen hatte, sollte mit einem kulturgeschichtlichen Vortrag und einer Diskussion verbunden sein. Auf Intervention eines Professors für katholisches Kirchen-
recht ordnete der AStA-Vorsitzende die Entfernung aller Plakate der Studiobühne aus dem Bereich der Universität an und untersagte den Kartenvorverkauf in den Geschäftsräumen des AStA. Das studentische Theaterunternehmen kam inzwischen außerhalb des Universitätsgeländes in den Räumen des Kabaretts ‚Münchner Rationaltheater’ doch noch mit großem Publikumserfolg zum Zug.“1
1 Mitteilungen der Humanistische Union 25 vom Januar/Februar 1966, 8.